Ladekarten E-Auto Vergleich: Welche Ladekarten braucht man wirklich?
Felix Bahr
Es gibt so viele verschiedene Arten und Anbieter, dass man schnell den Überblick verliert. Die Rede ist von Ladekarten – also die physischen Plastikkarten oder Apps, mit denen man den Strom an Ladesäulen für Elektrofahrzeuge freischaltet und abrechnet. In diesem Beitrag vergleichen wir verschiedene Ladekarten-Anbieter miteinander und zeigen die Vor- und Nachteile auf. So können Sie selbst entscheiden, welche für Sie am besten geeignet ist.
Erste Entscheidung: Klassische Ladekarte oder Lade-AppWenn Sie sich für ein Elektroauto entscheiden, stehen Sie anschließend vor der Wahl, welche Art von Ladekarte Sie bevorzugen. Sie können entweder eine klassische Ladekarte aus Plastik oder eine Lade-App verwenden. Bei den meisten Anbietern kann man sowohl über Karte als auch über die App laden – der Tarif ist am Ende gleich. Ob es einen Grundpreis gibt, ist tarifabhängig.
Die klassische Ladekarte:
- Eine klassische Ladekarte ist in der Regel kostenlos, muss aber über den Postversand zugestellt werden.
- Eine Ladekarte ist einfach zu nutzen und funktioniert auch, wenn der Handy-Akku mal leer ist.
- Ladekarten werden zum Autorisieren an die Ladesäule gehalten und der Ladevorgang kann beginnen.
Oder doch lieber App auf dem Smartphone:
Eine Lade-App ist nicht viel komplizierter als die Ladekarte. Im Gegensatz zur Karte kann sie einfach aus dem App-Store geladen werden. Zur Autorisierung wird entweder mittels App ein Code an der Ladesäule gescannt oder man wählt den entsprechenden Anschluss aus der Liste des Anbieters basierend auf dem aktuellen Standort. Ein Vorteil der Lade-App ist es, dass sie keine Platzprobleme in der Geldbörse verursacht und auch nicht verloren gehen kann.
Side Fact:
Einige Apps ermöglichen es, einen eigenen beliebigen RFID-Chip in Form eines Schlüsselanhängers oder Rings hinzuzufügen.
Ich stehe vor einer Ladesäule, was nun?
Jede Ladesäule hat auch einen QR-Code neben dem Stecker. Wenn man den scannt, landet man auf der Webseite des Anbieters. Nun kann man mit dem Tarif des Betreibers laden – das sogenannte AdHoc-Laden, was in der Regel die teuerste Variante ist. Günstiger geht es meist über die Karte oder App des jeweiligen Betreibers. Bei einigen Ladesäulen geht es sogar ganz ohne App, Telefon oder Karte durch die Identifikation des Autos selbst über das Ladekabel an der Säule:
- Ladekabel einstecken
- Auto sagt der Säule über das Ladekabel “Hallo, ich bin Auto #123XYZ”
- Laden startet
Diese Funktion geht mittlerweile bei Tesla, Fastned, EnBW, Aral und immer mehr Betreibern. Wenn man mit einem günstigeren Tarif laden will, muss man eine Ladekarte, App oder auch einen RFID-Chip eines Roaming-Anbieters verwenden.
Der große Ladekarten-Vergleich
Wer sein E-Auto unterwegs laden will, muss an die Ladesäule. Durch das enorme Wachstum der Elektromobilitätsbranche steigt das Angebot an Ladesäulen und logischerweise auch die Anzahl an Ladekarten-Anbietern. Zurzeit gibt es mehr als 300 davon am Markt. Wie sieht es mit den aktuellen Preisen aus und auf was sollten Sie beim eigenen Vergleich überhaupt achten? Die Antworten hier:
Es gibt drei verschiedene E-Mobilitätsanbieter: Einzelanbieter, Roaming-Anbieter oder auch Automobilhersteller.
- Einzelanbieter sind meist örtliche Stromversorger und Energieanbieter einer Region oder Firmen wie IONITY, Fastned, ARAL oder Tesla.
- Roaming-Anbieter besitzen keine eigenen Ladesäulen, sondern agieren als Wiederverkäufer über die Netze der Betreiber hinweg (z. B. ALDI).
- Einige Automobilhersteller betreiben ebenfalls Ladesäulen. So hat Tesla beispielsweise seine AC Destination Charger und DC Supercharger. BMW, VW und Mercedes sind zum Beispiel Besitzer von IONITY Stationen.
Wie hat das Einfluss auf die Ladetarife?
Ladesäulen werden von einem Betreiber wie IONITY, Fastned, Allego oder Tesla aufgestellt. Diese bieten einen Tarif für ihre eigenen Ladesäulen an, welcher nicht immer am günstigsten ist:
- IONTY direct kostet 0,79 Euro/ kWh
- Fastned Pay as You GO kostet 0,74 Euro/ kWh
- Tesla Supercharger berechnen abhängig von der Tageszeit bis zu 0,74 Euro/ kWh
Zusätzlich gibt es „Wiederverkäufer“ – also die Roaming-Anbieter mit Ladekarten, die für die Säulen der Betreiber andere (meist günstigere) Tarife anbieten. Derzeit am günstigsten sind:
- Bonnet mit 0,55 Euro/ kWh an Ladestationen von IONITY
- EnBW mobility+ Standard-Tarif mit 0,45 Euro/ kWh für AC-Laden und 0,55 Euro/ kWh für DC-Laden (an IONITY-Stationen lädt man für 0,79 Euro/ kWh)
Side Fact:
Die Wiederverkäufer haben Verträge mit den Betreibern. Daher funktionieren Ladenkarten nur bei den Ladesäulen dieser Betreiber, nicht bei allen. Das ist vergleichbar mit der Suche nach einem Geldautomaten aus dem Automatennetzwerk einer Bank.
Ladekarten im Preisvergleich
Die Preise an der Ladesäule variieren je nach Anbieter und möglicher Grund- oder Startgebühr. Eine physische Ladekarte kann bist zu einmalig 9,90 Euro kosten, ist bei vielen Anbietern jedoch kostenlos. Die Berechnung richtet sich anschließend in der Regel nach Ladezeit oder Lademenge. Zudem erheben einige Anbieter Blockiergebühren nach Ablauf einer bestimmten Zeit oder nach Erreichung eines gewissen Akkustands (z. B. 80 Prozent), da in dieser Zeit auch andere E-Autos hätten laden können.
Preisunterschiede bei Ladekarten
Es gibt 522 Ladetarife in Deutschland. Dadurch entsteht ein großer Preisdruck, was für den Wettbewerb sicher gut ist. Gleichzeitig ist die Anzahl der Tarife und Kombinationen aber so groß, dass es von vielen als sehr unübersichtlich empfunden wird.
Anbieter (+ Tarif) |
Preis AC-Laden |
Preis DC-Laden |
ADAC (ADAC e-Charge) |
0,38 Euro/ kWh |
0,48 Euro/ kWh |
AllgäuStrom (AllgäuStrom Mobil) |
ab 0,39 Euro/ kWh* (Blockiergebühr: 2 Cent pro Minute ab 120 Minuten Standzeit) |
0,52 Euro/ kWh* (Blockiergebühr: 10 Cent pro Minute ab 90 Minuten Standzeit) |
Audi (e-tron Charging Service City) |
0,39 Euro / kWh (Blockiergebühr: 6 Cent pro Minute ab 180 Minuten Standzeit) |
0,59 Euro / kWh (Blockiergebühr: 10 Cent pro Minute ab 180 Minuten Standzeit) |
BS|ENERGY |
ab 0,36 Euro/ kWh* (Blockiergebühr: 5 Cent pro Minute ab 180 Minuten Standzeit) |
ab 0,46 Euro/ kWh* (Blockiergebühr: 5 Cent pro Minute ab 60 Minuten Standzeit) |
Energie Baden-Württemberg AG (EnBW mobility+) |
0,45 Euro/ kWh |
0,55 Euro/ kWh |
E.ON (E.ON Drive) |
ab 0,54 Euro/ kWh* |
ab 0,65 Euro/ kWh* |
ESWE (ESWE Lade KARTE flex) |
ab 0,40 Euro/ kWh* (+ 6,49 Euro Grundgebühr pro Monat) |
ab 0,55 Euro/ kWh* (+ 6,49 Euro Grundgebühr pro Monat) |
EWE Go (EWE Go Mobility Card) |
ab 0,42 Euro/ kWh* |
ab 0,52 Euro/ kWh* |
FairEnergie (FairStromEmobil-Ladekarte) |
ab 0,43 Euro/ kWh* (+ 3,99 Euro Grundgebühr pro Monat) |
ab 0,49 Euro/ kWh* (+ 3,99 Euro Grundgebühr pro Monat) |
Hamburger Energie AG (Horizont Mobil) |
0,49 Euro/ kWh |
0,49 Euro/ kWh |
Leipziger Stadtwerke (Leipziger Ladekarte) |
ab 0,49 Euro/ kWh* |
ab 0,59 Euro/ kWh* |
Maingau Energie (EinfachStromLaden) |
0,49 Euro/ kWh (Blockiergebühr: 10 Cent pro Minute ab 240 Minuten Standzeit) |
0,59 Euro/ kWh (Blockiergebühr: 10 Cent pro Minute ab 60 Minuten Standzeit) |
Mark-E (DriveCard) |
0,39 Euro/ kWh (+ 1,99 Euro Grundgebühr pro Monat) |
ab 0,29 Euro/ kWh* (+ 1,99 Euro Grundgebühr pro Monat) |
Mercedes (me Charge M) |
0,39 Euro/ kWh (Blockiergebühr: 6 Cent pro Minute ab 180 Minuten Standzeit) |
49 Cent/ kWh (Blockiergebühr: 20 Cent pro Minute ab 60 Minuten Standzeit) |
Plugsurfing |
0,48 Euro/ kWh |
0,64 Euro/ kWh |
Stadtwerke Düsseldorf AG (Düsselstrom mobil) |
ab 0,44 Euro/ kWh* (+ 3,00 Euro Grundgebühr pro Monat) |
ab 0,59 Euro/ kWh* (+ 3,00 Euro Grundgebühr pro Monat) |
Stadtwerke Erfurt (SWE-Ladekarte oder App) |
0,45 Euro/ kWh (+ 3,50 Euro Grundgebühr) |
0,61 Euro/ kWh (+ 3,50 Euro Grundgebühr) |
Stadtwerke München (SWM Ladekarte) |
0,49 Euro/ kWh |
0,69 Euro/ kWh |
Tesla (Supercharger) |
|
ab 0,55 Euro/ kWh (abhängig von der Tageszeit) |
Vattenfall (InCharge Netzwerk) |
ab 0,45 Euro/ kWh* |
ab 0,65 Euro/ kWh* |
Besonderheiten:
Für Ladesäulen der Stadtwerke Berlin oder Dresden werden die Preise zum Beispiel von Roaming-Anbieter wie Chargemap oder Ladenetz.de individuell festgelegt. Zum Teil gibt es auch Stadtwerke, die bereits vorhandenen Stromkunden einen günstigeren Ladetarif zur Verfügung stellen. Andere direkte Anbieter wie Shell Recharge machen den Ladepreis auch von der Zahlungsart abhängig. Shell Recharge kostet beispielsweise:
- 0,65 Euro/ kWh (+ 35 Cent pro Ladevorgang) mit der Shell Ladekarte oder App
- 0,69 Euro/ kWh mit einer EC- oder Visa-Karte
- 0,76 Euro/ kWh über den QR-Code an der Säule
Günstige Ladekarten ohne Grundgebühr
Einige Ladekarten-Anbieter verlangen eine monatliche Grundgebühr für ihre Karten. Zu den günstigsten Anbietern ohne Grundgebühr zählen aktuell:
- ADAC e-Charge
- Maingau Autostrom
- Vattenfall InCharge
Auch wenn mit Ladekarten von Stadtwerken der günstigere Strom getankt werden kann, warten hier jedoch oft Grund- oder Startgebühren. So kann der Preis letztlich für einmal Laden teurer werden als an der vermeintlich teureren Säule der Konkurrenz.
Ladekarten mit der besten Netzabdeckung
Wer viel mit dem E-Auto unterwegs ist, egal ob beruflich oder privat, will so wenig wie möglich Ladekarten dabeihaben müssen. Am besten wählen Sie also Karten von Anbietern mit einer hohen Netzabdeckung. Shell und EnBW haben aktuell die beste. Beide werben mit 300.000 öffentlich zugänglichen Ladesäulen – bei dieser Angabe handelt es sich jedoch mit Sicherheit um ein gemeinsames Verbundnetz.
- Mit Shell Recharge können laut GoingElectric (Shell Recharge Ladekarte/ App) 126.336 Ladepunkten an 40.519 Standorten genutzt werden.
- Mit EnBW mobility+ sind laut GoingElectric (EnBW mobility+ Viellader-Tarif) 122.185 Ladepunkte an 39.836 Standorten zugänglich.
Side Fact:
Eine Ladekarte oder App, mit der man alle Ladestationen – unabhängig von Betreiber oder Anbieter – nutzen kann, gibt es in diesem Sinne noch nicht.
Ladeflatrate für E-Autos: Vor- und Nachteile
Eine Ladeflatrate ist ein Abo für eine bestimmte Anzahl an Ladevorgängen an Ladesäulen eines oder mehrerer Anbieter. Man bezahlt einen monatlichen Betrag und kann dann so viel Strom laden, wie man möchte. Das ist ideal für Menschen, die ihr Auto regelmäßig für längere Strecken nutzen. Darüber hinaus bietet die Flatrate einige Vorteile. Es fallen beispielsweise keine zusätzlichen Kosten für das Laden des E-Autos an. Gleichzeitig muss man sich keine Gedanken über die Bezahlung machen, da dies bereits im Voraus erfolgt ist.
Allerdings haben Ladeflatrates auch ihren Haken.
Zunächst einmal ist es wichtig zu beachten, dass nicht alle Ladesäulen mit einer Ladeflatrate kompatibel sind. Es gibt also immer die Möglichkeit, dass man an einer Säule unterwegs nicht laden kann, weil sie nicht in der Flatrate enthalten ist. Darüber hinaus ist es auch möglich, dass die Flatrate an bestimmte Bedingungen geknüpft ist. Bei den meisten Anbietern ist deshalb die Anzahl der Ladevorgänge bzw. ein bestimmtes Verbrauchskontingent monatlich begrenzt, was bedeutet, dass man möglicherweise nicht so viel laden kann, wie man möchte. Wenn man also mehr als die erlaubte Anzahl an Ladungen pro Monat benötigt, werden zusätzliche Kosten fällig. Letztlich sind explizite Ladeflatrates in der Regel teurer als das "normale" Laden an der Ladesäule.
Vor- und Nachteile der Ladeflatrate im Überblick
vorteile |
Nachteile |
ein monatlicher Preis | meist teurer als AdHock zu zahlen |
keine weiteren Kosten beim Ladevorgang | nicht mit allen Anbietern kompatibel |
geeignet für E-Fahrer ohne eigene Lademöglichkeit zu Hause | viele Angebote nur regional verfügbar |
Ladekarten im Vergleich: Das Fazit
Welche Karte ist nun die beste? Ganz klar, eine pauschale Antwort auf diese Frage gibt es nicht. In der Praxis empfehlen sich ein oder zwei Ladekarten, die zusammen 90 Prozent der Ladesäulen abdecken. Sind wir mal ehrlich: Meistens lädt man eh an denselben Orten, so wie man immer dieselben Geldautomaten verwendet. Und wenn es doch mal woanders sein muss, dann halt zum etwas teureren Tarif des Betreibers, so wie man beim Geldautomaten dann die höhere Abhebegebühr in Kauf nimmt.
Bei der Wahl der richtigen Karten ist es wichtig zu vergleichen, da sich Preise, mögliche Ladegeschwindigkeiten und Erreichbarkeit unterscheiden können. Einige Karten sind teurer, aber bieten dafür auch hyper schnelles Laden an, andere sind wiederum günstiger, haben aber eine schlechte Netzabdeckung. Grundsätzlich lässt sich sagen, dass für das Laden in Deutschland mit einer Kombination aus einer Ladekarte eines örtlichen Stromversorgers und der eines Roaming-Anbieters die meisten öffentlich verfügbaren Ladesäulen benutzt werden können. So ist man auf der sicheren Seite.