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    E-Auto abschleppen: Akku leer, Abschleppen & Co.

    11.11.2022 |
    Felix Bahr
    E-Auto abschleppen: Warndreieck vor liegengebliebenem E-Fahrzeug

    Inhalt

    Elektroautos haben laut der ADAC-Pannenstatistik genauso viele Pannen wie nicht-elektrische Pkw. Wenn ein E-Auto liegenbleibt, ist meist kein Saft mehr in der Batterie – damit ist nicht die Antriebsbatterie, sondern die Starterbatterie gemeint. Mit dem Kanister unterm Arm zur nächsten Tanke ist in jedem Fall definitiv überflüssig. Da braucht es schon eine andere Lösung. Aber kann man ein E-Auto abschleppen? Wie sieht es mit Starthilfe aus? Und besteht beim Unfall mit dem Elektroauto gleich Brandgefahr? Ziehen wir mal die Warnweste über und schauen uns das genauer an.

    Wie oft bleiben E-Autos liegen? Das sagt die Pannenstatistik

    Die Sonderauswertung der ADAC Pannenstatistik speziell für Elektroautos für das Jahr 2020 zeigt, dass der Hauptgrund für einen liegengebliebenen Stromer meist eine entladene oder defekte 12-Volt-Batterie ist – nämlich in ganzen 54 Prozent der Fälle. Damit ist die Starterbatterie bei E-Autos häufiger das Problem als bei Verbrennern. Spezifische Komponenten aus E-Fahrzeugen wie Akku, Antrieb oder Ladeeinrichtung hingegen waren an gerade einmal 4,4 Prozent der Pannen schuld.

    Die häufigsten Pannenursachen von E-Autos

    Pannenstatistik E-Auto: 12 Volt Batterie als häufigste Pannenursache mit 54 Prozent
    Pannenstatistik von Elektroautos gibt Aufschluss

    Side Fact:
    E-Fahrzeuge besitzen eine 12-Volt-Batterie, um den Stromkreis zwischen Akku und Antriebssystem zu schließen. Der Motor muss damit nicht gestartet werden, daher ist der umgangssprachliche Name „Starterbatterie“ oft irreführend.

    E-Auto leer: Was tun, wenn das Fahrzeug nicht reagiert?

    Lassen sich beim Stromer die Türen nicht öffnen oder der Motor will nicht mehr, ist nicht gleich der E-Auto-Akku leer. Es gibt hier verschiedene Lösungsansätze. Da die 12-Volt-Batterie die häufigste Ursache liegengebliebener Fahrzeuge ist, hilft womöglich ganz klassisch auch beim Elektroauto Starthilfe. Genau wie beim Verbrenner dient die 12-Volt-Batterie dazu, Zentralverriegelung und Bordelektronik zu versorgen. Gleichzeitig speist sie das Batteriemanagementsystem, welches den Hochvolt-Akku des Stromers startet bzw. abschaltet. Zum Überbrücken kann jedes andere Auto mit den üblichen Kabeln zur Hilfe eilen – unabhängig von dessen Antriebsart. Wer jedoch mit dem eigenen E-Auto Starthilfe geben will, sollte auf die Batteriegröße des anderen Fahrzeugs achten. Die 12-Volt-Batterie von E-Autos ist eher klein, daher sollte damit nur vergleichbar großen Batterien geholfen werden, sonst droht eine Überlastung.

    In den meisten Fällen leistet der Elektroauto-Hersteller im Rahmen der Mobilitätsgarantie aber passende Hilfe. Je nach Anbieter kann dieser Service nach Neukauf unterschiedlich lange in Anspruch genommen werden. Meist ist die Mobilitätsgarantie ein bis zwei Jahre kostenlos nutzbar. Ein Knopfdruck im Fahrzeuginnenraum oder ein kurzer Anruf beim Hersteller genügt. Das leere E-Auto wird danach entweder nach Hause, zum nächsten Ladepunkt oder zu einem Service-Partner transportiert. Nach Ablauf der Mobilitätsgarantie sind dann Pannendienstleister wie beispielsweise die Gelben Engel des ADAC, eine hilfreiche Option. Diese und weitere sind längst auf Elektroautos eingestellt, haben das nötige Fachwissen und mitunter sogar eine mobile Powerbank.

    Finger weg von der Hochvoltanlage!
    Arbeiten an Hochvoltleitungen und Verbindungskomponenten sollten nur von Fachpersonal durchgeführt werden. Zu erkennen sind diese Leitungen an einer orangefarbenen Isolierung – welche universell für Hochspannung steht. Aus Sicherheitsgründen kommt man an die eigentlich auch gar nicht erst ran.

    Leere E-Auto-Akkus sind nur selten das Problem

    Mit einem leeren Akku liegenzubleiben, ist tatsächlich unwahrscheinlicher, als so mancher denken mag. Gerade Kritiker der E-Mobilität halten sich oft daran fest, dass der Stromer eh nicht weit kommt, bevor sein Akku leer ist. In Wahrheit müssen schon diverse Warnsignale ignoriert werden, bis das passiert. Denn das Display im E-Auto informiert über den geringen Akkustand und zeigt den Weg zur nächsten freien Ladestation. Bei einigen Fahrzeugen aktiviert sich sogar der Stromsparmodus, was ebenfalls kaum zu übersehen ist.

    Und mal ganz ehrlich: Wie oft bleibt man mit einem Verbrenner auf der Strecke, weil der Tank leer ist? In Abhängigkeit von der verbleibenden Reichweite entscheidet man sich automatisch dazu, rechtzeitig zu tanken. Für leere Akkus oder Tanks muss man schon mutwillig handeln.

    Leerer Akku auf der Autobahn – das kostet die Fehlkalkulation

    Das Gesetz unterscheidet nicht zwischen leeren Akkus oder Tanks: Bleibt man liegen, kann es teuer werden. Wer auf dem Seitenstreifen aufgrund eines leeren Akkus von der Polizei erwischt wird, muss ab einer Standzeit von drei Minuten bereits 70 Euro zahlen. Einen Punkt in Flensburg gibt’s gratis dazu. Werden dadurch sogar noch andere Verkehrsteilnehmer gefährdet, kostet das 85 Euro und führt der leere Akku zu einem Unfall, ist man mit 105 Euro Strafe dabei.

    Reifenwechsel beim Elektroauto

    Zu doll gegen die Bordsteinkante gefahren oder einen Nagel auf der Straße mitgenommen und schon ertönt ein komisches Geräusch beim Fahren. Ein kurzer Blick auf die Reifen zeigt das Übel in Form eines Plattens. Reine Elektroautos können aufgrund ihrer recht schweren Akkupakete deutlich mehr auf die Waage bringen als vergleichbare Verbrenner. Natürlich kann man dabei nicht Kleinwagen mit Limousinen vergleichen. Hält das ein herkömmlicher Wagenheber aus dem Kofferraum überhaupt aus und kann man bei einer Reifenpanne mit dem Elektroauto den Reifen einfach selbst wechseln? Ja, denn gängige Wagenheber stemmen ein Gewicht von 1,5 bis 2 Tonnen. Es gibt aber auch welche, die bis zu 3 Tonnen heben können. Zum Vergleich: Ein Tesla Model 3 wiegt ca. 1,9 Tonnen und ein VW e-Up rund 1,3 Tonnen. Der Reifenwechsel beim E-Auto kann also selbst durchgeführt werden.

    Achtung:
    Beim Anheben eines Elektroautos mit einer Hebebühne oder einem Wagenheber ist stets besondere Vorsicht geboten, damit der Akku nicht beschädigt wird. Stromer dürfen daher ähnlich wie Verbrenner nur an bestimmten Punkten angehoben werden. Auch ist es wichtig, den Antrieb des Fahrzeugs zu deaktivieren – beispielsweise über den P-Gang oder durch das Ausschalten des Autos.

    Elektroauto abschleppen? Keine gute Idee!

    Elektroautos können nicht einfach so abgeschleppt werden, hierbei gilt es einiges zu beachten. Der Grund: E-Autos haben in der Regel keinen Leerlauf. Beim Bewegen des Fahrzeugs wird so über mindestens eine Achse Energie im Elektromotor erzeugt. Ohne aktives Bordsystem können schnell zu hohe Induktionsspannungen die Elektronik beschädigen. Den Stromer für einige Meter von der Kreuzung zu schieben, stellt kein Problem dar, das Abschleppen mit einem Seil über eine längere Distanz kann hingegen zu einem teuren Motorschaden führen. Deshalb werden E-Fahrzeuge immer auf einen Abschlepper verladen.

    E-Auto abschleppen: Elektrofahrzeug auf einem Abschlepper
    E-Auto abschleppen lieber vom Profi

    Side Fact:
    Einige E-Fahrzeuge geben bei einer Panne den Hinweis im Display, das Auto nicht abzuschleppen. Bei einem Tesla kann beispielsweise ein spezieller Abschleppmodus aktiviert werden. Die Rekuperation schaltet sich dann ab.

    Mit dem eigenen E-Auto abschleppen

    Die meisten Elektroautos haben keine Anhängerkupplung. Und das hat einen ganz bestimmten Grund: Prinzipiell ist das Abschleppen eines anderen Fahrzeugs mit dem E-Auto möglich. Für den Akku des Stromers bedeutet das jedoch eine enorme zusätzliche Belastung. Der Energieaufwand durch das Abschleppen führt also genau wie bei Verbrennern zu einem Mehraufwand. Mit einem vollen Akku ist so in der Regel noch das Abschleppen über die halbe Reichweite drin.

    Was beim E-Auto-Unfall zu tun ist

    Unfälle im Straßenverkehr sind keine Seltenheit und passieren mit Elektrofahrzeugen genauso häufig wie mit Benzinern. Für einen Aufprall sind die im E-Auto verbauten Akkus besonders gut geschützt. Innerhalb kürzester Zeit wird die Stromversorgung automatisch unterbrochen. Nun ist die Spannung aufgehoben und stellt keine Gefahr mehr dar. Im Motorraum befinden sich zudem an speziellen Schlaufen versteckte Kabeltrennstellen für die Feuerwehr, um das Hochvoltsystem manuell zu deaktivieren. Es wird im Ernstfall sogar ein Stück herausgeschnitten, damit sich keine Kabelenden berühren können.

    Wie bei jedem Unfall ist es auch im E-Auto wichtig, erst mal Ruhe zu bewahren. Wer an einem Unfall mit Elektroautos als Teilnehmer oder Zeuge beteiligt ist, sollte daher:

    • den Warnblinker einschalten
    • auf Eigenschutz achten (Warnweste)
    • die Unfallstelle absichern (Warndreieck)
    • Erste Hilfe leisten und falls nötig den Notruf 112 wählen
    • Insassen retten oder im Fahrzeug betreuen
    • sich nach Zeugen umschauen

    Ein rascher E-Auto-Brand ist ein weitverbreiteter „E-Auto Mythos“. Klar, ein Fahrzeug kann bei einer Kollision Feuer fangen, aber eben unabhängig von seiner Antriebsart. Bei Verbrennern ist die Gefahr sogar noch größer, da in den Fahrzeugen brennbare Kraftstoffe wie Benzin oder Diesel fließen. Im Ernstfall löscht die Feuerwehr ein E-Auto mit Wasser. Da im Elektroauto kein Treibstoff auslaufen kann, wird auch kein Löschschaum zum Ersticken der Flammen benötigt.

    Pannenhilfe beim E-Auto zusammengefasst

    Die Pannenhilfe bei Elektrofahrzeugen unterscheidet sich bis auf wenige Ausnahmen kaum von der bei Verbrennern. Die größten Unterschiede sind technische Gegebenheiten. Hier die wichtigsten Infos im Überblick:

    • Die häufigste Ursache für eine Panne ist die 12-Volt-Batterie – genau wie beim Verbrenner.
    • Dass der Akku auf 0 % sinkt, passiert entweder mutwillig oder durch schlechte Planung.
    • Elektrofahrzeuge benötigen auch mal Starthilfe – in der Regel, um Türen zu öffnen oder das Batteriemanagementsystem zu starten.
    • Der eigenständige Reifenwechsel beim Platten im E-Auto ist kein Problem, sofern ein Ersatzrad vorhanden ist.
    • Elektroautos dürfen nur unter ganz bestimmten Voraussetzungen abgeschleppt werden, sonst kommt es zum Motorschaden. Auf keinen Fall einfach so schieben!
    • Bei einem Unfall mit E-Auto ist das gleiche zu beachten, wie beim Verbrenner: Ruhe bewahren, Unfallstelle absichern und Erste Hilfe leisten.