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    Wer hat das erste Elektroauto erfunden?

    Geschichte der Elektroautos

    Inhalt

    So manche große Erfindung benötigt mehrere Anläufe, um sich am Ende wirklich durchzusetzen. Das gilt auch für das Elektroauto. Denn die Geschichte elektrisch betriebener Fahrzeuge beginnt sehr viel früher, als die Renaissance der Elektromobilität in den letzten Jahre vermuten lässt. Doch wer hat denn nun das erste Elektroauto erfunden? 

    Das erste Elektrofahrzeug für die Straße - schienengebundene elektrische Lokomotiven gab es schon in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts - wurde bereits im Jahr 1881 auf der internationalen Elektrizitätsmesse in Paris einem staunenden Publikum vorgestellt. Der Erfinder dieses dreirädrigen Vehikels war der französische E-Motorenhersteller Gustave Trouvé. Mit der Präsentation seines Trouvé Tricycle war er seinen Konkurrenten Ayrton & Perry aus England, die an einem ähnlichen Fahrzeug arbeiteten, einige Monate voraus. Ebenfalls deutlich zuvor kam Trouvé dem berühmten Carl Benz. Der als Erfinder des Automobils geltende Ingenieur hat sein „Fahrzeug mit Gasmotorenbetrieb“, den Benz Patent-Motorwagen Nummer 1, erst im Januar 1886 zum Patent angemeldet.

    Erstes Elektroauto der Welt: Trouvé Tricycle

    Das erste Elektroauto der Welt war eigentlich ein rollender Prüfstand. Gustave Trouvé nutzte das Fahrzeug in erster Linie, um die von ihm hergestellten Elektromotoren zu testen. Zu diesem Zweck baute er die E-Aggregate in ein mit 55 Kilogramm recht schweres englisches, dreirädriges Fahrrad ein. Dieses verfügte über ein großes Rad auf der linken und zwei kleinere Räder auf der rechten Seite.

    Nachzeichnung des Trouvè Tricycles
    So sah das erste Elektroauto der Welt aus Nachzeichnung des Trouvé Tricycles von 1881

    Unter der Achse hatte Trouvé für die Jungfernfahrt einen 70 Watt leistenden Siemens-Motor eingesetzt. Die nötige Antriebsenergie lieferten hinter dem Fahrer verbaute 12-Volt-Bleiakkumulatoren von Gaston Planté. Insgesamt brachte das Fahrzeug inklusive Fahrer gerade einmal 160 Kilogramm auf die Waage. Die Kraft des Motors wurde durch eine Kette auf das große Rad übertragen. Die Lenkung des Gefährts erfolgte über die beiden kleineren Räder auf der rechten Seite. Die erste Ausfahrt mit dem 2,13 m langen und 91 cm breiten Trouvé Tricycle fand auf der Rue de Valois in Paris statt. Über eineinhalb Stunden lang wurde die Straße nach Angaben von Augenzeugen „in beide Richtungen mit der Geschwindigkeit eines guten Pferdefuhrwerks“ befahren.

    Die Entwicklung des Elektroautos sorgt für Beliebtheit

    In der Folgezeit schritt die Entwicklung elektrisch betriebener Straßenfahrzeuge rasch voran. Als weltweit erster richtiger Pkw mit vier Rädern und Elektromotor gilt der Flocken aus der Maschinenfabrik A. Flocken in Coburg. Das noch an eine Kutsche erinnernde E-Auto wurde im Jahr 1888 vorgestellt. Zahlreiche Hersteller in Europa und den USA hatten das Potenzial des Antriebs erkannt. Kontinuierlich kamen deshalb neue und verbesserte Modelle auf den Markt.

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    Das ist ein Bild des Flocken von 1888 – erinnert eher an eine elektrische Kutsche ohne Pferde (Q: Franz Haag)

    Nachdem der Trouvé Triycle noch eine bescheidene Reichweite von weniger als 20 Kilometern hatte, konnten einige Jahre später schon Strecken von mehr als 100 Kilometer mit einer Akkuladung bewältigt werden. Bis zum Jahr 1912 stieg die Zahl der zugelassenen Elektroautos immer weiter an. Zeitweise waren auf den Straßen der großen Städte mehr E-Autos unterwegs als Fahrzeuge mit Benzinmotor. Dies sollte sich jedoch mit der Erfindung des elektrischen Anlasser und der zunehmenden Verfügbarkeit von billigem Öl bald ändern.

    Plötzliches Aus der Elektroautos

    Man schrieb das Jahr 1911 als Clyde Coleman und Charles Kettering für eine Revolution in der Autowelt sorgten. Bislang war es nicht ganz ungefährlich und außerdem recht umständlich gewesen, einen Verbrennermotor zu starten. Um ein solches Aggregat zum Laufen zu bringen, war neben einer Kurbel auch ordentlich Muskelkraft gefragt. Nicht selten kam es beim Starten eines Benzinmotors zu schweren Verletzungen, wenn die Kurbel nicht rechtzeitig entfernt wurde.

    Mit der Erfindung des elektrischen Anlassers wurde diese Gefahr gebannt. Es war jedoch nicht nur der neu gewonnene Komfort, sondern auch die kontinuierliche Steigerung der Erdölförderung, die zum vorläufigen Aus von Elektroautos führte. Aufgrund der sinkenden Preise für fossile Kraftstoffe wurde der Verbrennermotor auch unter wirtschaftlichen Gesichtspunkten immer interessanter. Hinzu kamen die gute Verfügbarkeit des Kraftstoffes und die höhere Reichweite der Benzinkutschen. Argumente, die uns auch heute nicht unbekannt vorkommen. Es sollten in der Folge fast 100 Jahre vergehen, bis E-Autos eine zweite Chance bekamen.

    Wie Tesla das Thema E-Mobilität wieder ins Rolle brachte

    Das erste Elektroauto war in der breiten Öffentlichkeit schon längst vergessen, als die Renaissance der individuellen E-Mobilität begann. Lange Zeit spielten E-Autos keine große Rolle auf dem Automarkt. Sie fristeten als Spezialfahrzeuge ein trauriges Mauerblümchendasein in einigen wenigen Nischen. Erst als die zuverlässige Versorgung mit billigem Erdöl in Folge von Kriegen und Konflikten zunehmend unsicherer erschien und die Gefahren des Klimawandels immer deutlicher wurden, besann man sich der einst so erfolgreichen Technologie. Zunächst schafften es die meisten der neuen Fahrzeuge jedoch nicht über den Status eines Versuchsfahrzeugs hinaus.

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    Ein Tritt aufs Spaßpedal des Tesla Roadster überzeugte bereits 2008 (Q: Tesla Motors Inc.)

    Die Wende kam erst mit dem E-Auto-Pionier Tesla, der in den 2000er Jahren die Entwicklung des Elektroautos hin zu einem Massenprodukt forcierte. Mit dem 2008 vorgestellten Tesla Roadster wurde ein E-Auto auf den Markt gebracht, das neben einem ansprechenden Design auch eine alltagstaugliche Reichweite von 350 Kilometern bot. Auf diesen Erfolg aufbauend folgten weitere Modelle von Tesla in der Ober- und Mittelklasse. Die Limousinen und SUVs der US-amerikanischen Marke sind jedoch längst nicht mehr die einzige Vertreter ihrer Klasse. Dem höheren Umweltbewusstsein ihrer Kunden und strengeren gesetzlichen Vorgaben folgend, treiben heute fast alle großen Hersteller die Entwicklung des Elektroautos voran. Dies spiegelt sich nicht zuletzt in der stetig wachsenden Zahl der verfügbaren Modelle wider.