Ladeparks Deutschland: Das Modell der Zukunft?
Felix Bahr
Ladepunkte entwickeln sich zu Pilgerorten der Elektromobilität. Erste Standorte bieten bereits 50 Ladesäulen und mehr. Hauptsächlich finden sich dort neben Schnellladesäulen auch weitere Gründe, genau hier zu laden – beispielsweise der neue Lieblingsbäcker oder ein Pool zur Abkühlung. Die 20 Minuten Ladezeit reichen teilweise kaum aus, um das umfangreiche Angebot an Services einiger Ladeparks voll auszukosten. Kein Wunder, dass viele für den Lieblingsladepark gern einen Umweg in Kauf nehmen. Das erwartet Sie bei einem Besuch der „Lade-Kathedralen der Zukunft“.
Was ist ein Ladepark?
Im Grunde ist ein Ladepark eine große Ansammlung an Ladestationen, vorrangig Schnellladesäulen. Aber: Ladepark ist nicht gleich Ladepark. Der größte Unterschied zu anderen Ladestandorten sind hier ganz klar weitere Services. Ein Ladepark kann also wie folgt ausgestattet sein:
- acht Schnellladepunkte und Wlan unter einem Dach wie im EnBW Schnellladepark in Rutesheim
- 72 Schnellladesäulen sowie Restaurant und Shoppingmöglichkeiten im Sortimo Ladepark Zusmarshausen
- 96 Ladepunkt, ein Bäcker und ein Pool wie bei Seed & Greet in Hilden
Durch den stetigen Ausbau der Ladeinfrastruktur können sich E-Mobilisten ihren Ladestandort selbst aussuchen. Je nach Reichweite oder zu fahrender Strecke wird schon lange nicht mehr nur stumpf die nächste Ladesäule angesteuert. Im Gegenteil: Man ist nun auf der Suche nach einem schönen Pausenort, der während der Ladezeit etwas mehr zu bieten hat.
Side Fact:
Einige Ladeparks haben als einfache Ladestation angefangen, die sich im Laufe der Zeit zum Beispiel durch Toiletten, die Eröffnung eines Restaurant bzw. Cafés oder anderen Highlights zu regelrechten Sehenswürdigkeiten entwickelt haben.
Wo gibt es überall Ladeparks in Deutschland?
Ladeparks verteilen sich über ganz Deutschland und sind meist an vielbefahrenen Straßen wie Autobahnen oder Bundesstraßen zu finden. So ist beispielsweise im Süden der Ladepark Zusmarshausen nahe der A8 oder im Westen Deutschlands der Ladepark Kamener Kreuz. Die meisten stehen in Rüsselsheim am Main, denn hier hat Opel ganze drei Stück bauen lassen. Allerdings haben diese Standorte außer Ladesäulen nichts weiter zu bieten – deshalb ist hier auch eher die Rede von „Ladefarm“.
Zu den größten und bekanntesten Ladeparks in Deutschland gehören unter anderem:
- EnBW Schnellladepark am Kamener Kreuz
- Sortimo Innovationspark in Zusmarshausen
- Ladepark Seed & Greet bei Hilden
- Ladepark an der Gläsernen Manufaktur in Dresden
- N-ERGIE Parkhaus Sandreuth in Nürnberg
So viele Ladestationen hat ein Ladepark
Im Ladepark Rutesheim stehen lediglich acht Schnellladepunkte. Somit zählt dieser zu den kleineren Ladeparks. In anderen können hingegen oft mehr als 50 E-Fahrzeuge gleichzeitig laden. Einige davon haben sogar Kapazität für fast 200 Stromer und bieten verschiedene Ladesäulen an. Das sind die 10 größten Ladeparks in Deutschland, sortiert nach gesamter Anzahl an Ladepunkten:
- Opel Ladefarm An der Berggewann, Rüsselsheim (196 x Typ 2 mit 22 kW)
- Ladefarm Grundweg, Rüsselsheim (190 x Typ 2 mit 22 kW)
- Ladefarm Mainzer Straße Opel Tor 60, Rüsselsheim (152 x 22 kW AC)
- N-ERGIE Parkhaus Sandreuth, Nürnberg (128 x 22 kW AC)
- Parkhaus P1 Langer Graben, Schwäbisch Hall (108 x Typ 2 Dose 22 kW)
- Seed&Greet Ladepark Kreuz Hilden, Hilden (40 x SuC, 12 x Fastned HPC, 40 AC-Ladesäulen mit 28 x 7 kW und 12 x 22 kW, 4 x Schuko)
- Sortimo Innovationspark, Zusmarshausen (60 x CCS + 4 x Typ2 + 2 x Schuko + 12 SuC)
- Parkhaus Hessen-Center, Frankfurt am Main (68 x 22 kW AC)
- Parkhaus Gateway Gardens, Frankfurt am Main (65 x 22 kW AC)
- EnBW Schnellladepark Kamener Kreuz, Kamen (52 x CCS + 2 x Chademo + 2 x Typ 2)
Der größte Ladepark scheint in Rüsselsheim zu stehen. Gehen wir aber nun davon aus, dass ein Ladepark nicht nur ein trostloser Parkplatz mit Ladesäulen in Reih und Glied ist, kommen wir zu einem anderen Ergebnis. Der größte Ladepark, der auch wirklich etwas zu bieten hat, steht demnach am Autobahnkreuz Hilden und besitzt 96 Ladepunkte. Damit ist er sogar der größte Ladepark Europas mit dem wahrscheinlich bekanntesten Bäcker der E-Mobilität.
Ladepark | Anzahl Ladestationen |
Opel Ladefarm An der Berggewann | 196 |
Ladefarm Grundweg | 190 |
Ladefarm Mainzer Straße Opel Tor 60 | 152 |
N-ERGIE Parkhaus Sandreuth | 128 |
Parkhaus P1 Langer Graben | 108 |
Seed&Greet Ladepark Kreuz Hilden | 96 |
Sortimo Innovationspark | 78 |
Parkhaus Hessen-Center | 68 |
Parkhaus Gateway Gardens | 65 |
EnBW Schnellladepark Kamener Kreuz | 56 |
Betreiber von Ladeparks
Meist sind die Betreiber eines Ladeparks große Strom- bzw. Energiekonzerne. Sie liefern nicht nur den Strom für die Haushalte, sie planen auch die Ladeinfrastruktur für Elektrofahrzeuge mit und bauen entsprechend mehr Lade- und Schnellladeparks. Im deutschen Raum ist beispielsweise oft EnBW der Betreiber. Aber auch der niederländische Konkurrent Fastned und das Joint Venture Ionity schlafen nicht. Sie ziehen ebenfalls hinterher und werden zu Betreibern von Ladeparks.
Aber es gibt auch einige Hotels, die kleinere Ladeparks betreiben. So zum Beispiel die Supercharger vom Hotel Straßhof zwischen Ingolstadt und München oder etwas exotischer, wie die Supercharger des Sofitel Palais Imperial in Marrakesch.
Fazit: Sind Ladeparks das Modell der Zukunft?
Während das E-Auto lädt, können Fahrer die umfangreichen Services des Ladeparks nutzen und ganz neue Pausenorte für sich entdecken. Das Angebot reicht von einfachen Snack-Automaten und öffentlichen Toiletten bis hin zu ganzen Restaurants und Shopping-Möglichkeiten. Da es zukünftig immer mehr Elektrofahrzeuge im Straßenverkehr geben wird, sind Ladeparks definitiv zukunftsorientiert. Eines Tages wird wohl niemand mehr zur Tankstelle, sondern auf langen und kurzen Strecken nur noch zum Ladepark fahren.