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    Elektro-Wohnmobil: Mit dem Camper im Urlaub

    3.3.2023 |
    Felix Bahr

    Inhalt

    Auf Campingplätzen sind elektrische Camper eher seltene Gäste. Überraschte Gesichter gibt es erst recht auf ausländischen Campingplätzen, wenn man dort mit E-Camper und fremdem Kennzeichen vorfährt. Kommt man mit einem E-Fahrzeug dieser Größe überhaupt weit genug? Und wo kann man das elektrische Wohnmobil unterwegs laden? Diese Fragen müssen die E-Mobilisten unter den Campern häufig beantworten. Aber nicht mehr lange, denn die Zukunft des Campings ist elektrisch und selbst Touren durch Europa sind mit Elektro-Campern heute schon möglich.

    E-Camper laden? Kein Problem!

    Viele fragen sich, wo man den Elektro-Camper im Campingurlaub auflädt. Darauf gibt es zwei Antworten: Klassisch an einer Ladesäule oder an der Campingplatz-Steckdose (CEE).

    Die Ladesäule oder Schnellladesäule sind bekanntlich die einfachste Möglichkeit, ein E-Fahrzeug zu laden. Besonders an Autobahnen und Schnellstraßen entstehen zunehmend mehr Ladepunkt und verdichten das Netz öffentlicher Ladeinfrastruktur. Im Dezember 2022 gab es laut Bundesnetzagentur 63.806 Normalladepunkte bis 22 kW und 12.755 Schnellladepunkte ab 22 kW Ladeleistung. Auf dem Weg zum Campingplatz findet man in Deutschland daher auch abseits von Ballungszentren gefühlt alle 20 Kilometer eine Lademöglichkeit. Diverse Apps zeigen den Weg. Einige Campingplätze sind schon auf die Mobilitätswende vorbereitet und verfügen über eigene Ladesäulen vor Ort, wie die Karte Ladesäulen an Campingplätzen von GoingElectric zeigt – allerdings ist das Angebot sehr überschaubar.

    Viel einfacher ist das Laden an einer CEE-Steckdose (umgangssprachlich Campingsteckdose) direkt auf dem Campingplatz. Meist sind Campingplätze in zwei Bereiche aufgeteilt, nämlich in Campen mit oder ohne Fahrzeug. Auf den Stellplätzen für Fahrzeuge und Wohnmobile hat in der Regel jede Parzelle ihre eigene Steckdose. Je nach Farbe der CEE-Steckdose sind unterschiedliche Ladeleistungen möglich.

    Blaue CEE-Steckdose

    Rote CEE-Steckdosee

    einphasig

    dreiphasig

    3,7 kW Ladeleistung

    11 kW Ladeleistung*

    * Es gibt zwei verschiedene CEE rot: kleine mit 3x 16A, 11 kW und große mit 3x 32A, 22 kW. Nur die wenigsten Ladegeräte können 22 kW. An einer großen CEE rot geht das Laden nur mit einem Adapter.

    Egal ob man auf dem Camping- oder Stellplatz mehrere Wochen oder nur übers Wochenende bleibt, in einigen Stunden ist der Elektro-Camper Akku aufgeladen.

    Ladezeit auf dem Campingplatz

    Ein 75 kWh Camper-Akku benötigt für eine Ladung von 20 auf 80 Prozent:

    • 12 Stunden bei 3,7 kW Leistung
    • 4 Stunden bei 11 kW Leistung

    Side Fact:
    Einige Campingplätze haben neben ihren CEE-Steckdosen auch klassische Schuko-Steckdosen direkt am Platz. Diese können ebenfalls zum Laden verwendet werden, was für 45 kWh ca. 20 Stunden benötigt. Aber Zeitdruck sollte man im Camping-Urlaub eh nicht haben. Vorsichtig sollte man nur Verlängerungskabeln sein. Lieber zweimal umparken als Bastellein an der Steckdose.

    Wie sicher ist es, E-Camper mit CEE zu laden?

    CEE-Steckdosen sind auf deutschen Stell- und Campingplätzen in der Regel bis 16 Ampere ausgelegt, ideal für Elektroautos. Einige Campingplatzbetreiber begrenzen die Leistung aus Angst vor einem Kurzschluss zum Teil auf 10 Ampere. Das Laden des E-Campers ist somit noch immer möglich, dauert nur länger. Die mögliche Ladeleistung kann üblicherweise an der Rezeption erfragt werden – wer es genau wissen möchte. Wenn die Sicherung doch mal rausfliegt, sind meist zu viele Geräte auf einmal in Betrieb.

    Strom auf dem Campingplatz bezahlen

    Generell sind die Preismodelle auf Campingplätzen eher durchwachsen. In der Praxis ist im Mietpreis oft schon eine Strompauschale enthalten, welche die durchschnittliche Versorgung von Campingfahrzeugen abdeckt. Da das Laden eines Elektro-Campers jedoch meist mehr Strom benötigt, entstehen für Campingplatzbetreiber Mehrkosten. Zum Teil gibt es Betreiber, die den verbrauchten Strom pro Steckdose am Ende des Aufenthalts lieber exakt am Stromzähler ablesen und in Rechnung stellen – viele Dauercamper werden das kennen. Noch ist das Aufladen von E-Fahrzeugen auf Campingplätzen selten, weshalb sich die Pauschale am Ende des Jahres rechnet. Zukünftig werden mit Sicherheit mehr Betreiber auf eine Abrechnung pro Kilowattstunde umsteigen oder spezielle Tarife für Besucher mit E-Camper anbieten.

    Reichweite beim Elektro-Wohnmobil

    Bei den meisten Fahrzeugen handelt es sich um individuelle Ausbauten von Elektro-Vans oder simple Ergänzungen durch Baukästen. Daher kann man sich bei der Reichweite von E-Campern an den Angaben des jeweiligen Herstellers orientieren. Im Schnitt beträgt die reale Reichweite etwa 200 bis 300 Kilometer bei aktuellen Modellen. Siehe dazu auch unser Artikel Reichweite von Elektroautos.

    Das hat Auswirkung auf die Reichweite von E-Campern:

    • Mehrgewicht: Elektro-Camper sind voll ausgestattet mit Schränken, Utensilien, Camping-Toilette & Co. deutlich schwerer als ihre Basis-Version. Für mehr Gewicht, das bewegt werden muss, wird mehr Leistung benötigt und das schmälert die Reichweite.
    • Geschwindigkeit: Auch bei schnellem Fahren mit einem E-Auto wird mehr Energie verbraucht. Wenn man hierzulande also zu sehr aufs Spaßpedal drückt, kann auch etwas Reichweite auf der Strecke bleiben.
    • Rekuperation: E-Camper mit Rekuperation können die Bremsenergie wieder zurück in den Akku führen und damit die Reichweite während der Fahrt optimieren.

    Langstrecke: E-Camper durch Europa

    Eine Reise mit einem Elektro-Camper durch Europa klingt für einige noch beängstigend, während andere schon längst unterwegs sind. Natürlich gibt es Herausforderungen und Überlegungen, die man vor der Abreise berücksichtigen sollte. Besonders wichtig ist es, zu überprüfen, wie weit man mit einer vollen Ladung kommen kann, um die Route entsprechend zu planen. Verschiede Apps und Routenplaner helfen dabei, Ladestationen zu finden oder sogar die gesamte Tour nach persönlichen Ladepräferenzen zu planen.

    Eine weitere Herausforderung ist das Fahren in verschiedenen Ländern mit unterschiedlichen Verkehrsregeln und -bedingungen. E-Camper können zum Teil zwar 130 km/ h und mehr fahren, aber was bei uns Richtgeschwindigkeit ist, ist in anderen europäischen Ländern die erlaubte Höchstgeschwindigkeit. In den Niederlanden oder Norwegen ist das Höchsttempo auf Autobahnen 100 km/ h, in Spanien und Portugal sind es 120 km/ h. Im Schnitt ist man hier zwar langsamer unterwegs, dafür bleibt aber auch durch den geringeren Verbrauch mehr Reichweite.

    Praxis-Erfahrung mit E-Camper

    Wir haben uns an der Ladestation mit einem Camper-Pärchen unterhalten, die mit ihrem selbst ausgebauten Peugeot e-Traveller letzten Sommer von Berlin nach Barcelona gefahren sind. Sie bevorzugen wenige, aber dafür lange Ladepausen und wären laut Routenplaner mit 13 oder 14 Ladungen am Ziel angekommen. Auf einem Road-Trip überwiegt jedoch manchmal die Spontanität, sodass nicht immer der direkte Weg ans Ziel führt oder man mal ein paar Tage länger an einem Ort bleibt. Auch das war kein Problem. Mit Hilfe von Apps konnten sie stets eine Ladesäule in der Nähe finden – meistens sogar mit 22 kW aufwärts. Im Schnitt sind sie mit ihrem Elektro-Camper aber nie mehr als 150 Kilometer am Stück gefahren. Dieses Jahr soll es übriges nach Norwegen Richtung Polarkreis gehen.

    Side Fact:
    Ein E-Camper hängt nicht dauerhaft am Strom. Sobald 80 Prozent erreich sind, bleibt man auch mal einige Tage ohne Ladung auf dem Campingplatz stehen. Manchmal gibt es speziell für die Abreise extra Wallboxen, die zum Vollladen genutzt werden können. Einfach mal nett mit den Betreibern austauschen, welche Möglichkeiten zum Laden sie empfehlen.

    Elektro-Camper Vergleich

    Auf was sollte man beim Kauf eines E-Campers achten? Auf das Gleiche, wie bei einem herkömmlichen Camper-Van. Eigene Vorlieben wie Komfort und Ausstattung, aber auch Reichweite stehen an oberster Stelle. Wir haben uns die drei folgenden Modelle mit unterschiedlichen Ausstattungen genauer angeschaut.

    vergleich-e-camper
    Mit Umbau oder Campingbox werden diese Fahrzeuge zu individuellen Elektro-Campern.

    Side Fact zur Förderung:
    Aktuell werden nur Basismodelle der Hersteller gefördert, keine Umbauten. Alternativ kann man ein gefördertes E-Fahrzeug nach sechsmonatiger Mindesthaltedauer zum Camper umrüsten. Hier gibt’s noch mehr Infos zur aktuellen E-Auto Förderung.

    Citroen e-Spacetourer: Pössl e-Vanster

    Pössl ist bekannt für den individuellen Aus- bzw. Umbau von Fiat und Citroen Sprintern zu Wohnmobilen. Seit 2022 gehört ein elektrischer Camper namens e-Vanster zum Sortiment. Die Basis des fertig ausgebauten E-Campers bildet ein Citroen e-Spacetourer mit einer realen Reichweite von 265 Kilometern. Einen eigenen e-Vanster kann man aktuell zwar nicht konfigurieren, dafür aber bereits fertige Ausbauten bei ausgewählten Händlern in Süd-Deutschland kaufen: Neu ab ca. 58.000 Euro und gebraucht ab ca. 52.000 Euro.

    Citroen e-Spacetourer als Elektro-Camper in der Landschaft
    Der Citroen e-Spacetourer zum Elektro-Camper "e-Vanster" umgebaut. (Q: Stellantis)

    Ausstattung des e-Vanster
    Den e-Vanster gibt es neben der Basis-Version noch mit der Erweiterung Kitchen oder Sleep. Die Serienausstattung enthält ein Aufstelldach mit Lattenrost und Matratze sowie einen Induktionskocher. Zusätzlich enthält die Campbox Kitchen einen Zweiflammgaskocher und ein Spülbecken und die Cambox Kitchen & Sleep eine weitere Matratze. Einzelne Boxen für Stauraum in der Kofferraumküche lassen sich einfach herausnehmen und als Hocker benutzen. Es besteht zusätzlicher Platz für Kühlbox oder eigene Camping-Toilette.

    Kategorie

    Überblick

    Sitzplätze (serienmäßig)

    5

    Schlafplätze

    2 (max. 4)

    Aufstelldach

    Matratze

    Küche

    Induktionskochfeld
    Spülbecken

    Außensteckdose

    230V CEE

    Zuladung

    774 kg

    VW ID. Buzz mit Ququq-Campingbox

    Kein Fahrzeug steht mehr für Camping, Van-Life und Roadtrips wie ein VW Bulli. Die elektrische Version davon ist der ID. Buzz mit einer realen Reichweite von 330 Kilometern. Noch handelt sich hierbei um einen klassischen VW-Bus, eine eigene Camper-Linie soll ab 2025 mit dem neuen VW California auf den Markt kommen. Für den ID. Buzz gibt es allerdings schon heute eine passende Campingbox von QUQUQ für den Umbau in wenigen Minuten. Die kompakte Lösung besteht aus Küche, Klappbett und Matratze. Kostenpunkt: VW ID. Buzz ab 65.000 Euro und Campingbox ab 2.790 Euro.

    platzhalterVW ID. Buzz mit Camperbox als Vorgeschmack auf den zukünftigen elektrischen VW California. (Q: Ququq)

    Ausstattung: ID. Buzz mit Campingbox
    Die Campingbox passt wie angegossen in den Kofferraum des ID. Buzz. Da man in dem E-Camper kein Dach hochklappen kann, steht man während des Kochens meist unter der Kofferraumklappe oder zieht die Box mit Gaskocher komplett heraus und stellt sie auf die Wiese. Die Matratze liegt auf der Box und der umgeklappten Rückbank. Es besteht zusätzlicher Platz für Kühlbox oder eigene Camping-Toilette.

    Kategorie

    Überblick

    Sitzplätze (serienmäßig)

    5

    Schlafplätze

    2

    Aufstelldach

    Matratze

    Küche

    2-Flammen Gaskocher
    2 Edelstahlschüsseln
    2 Kanister á 10 Liter
    Camping-Tisch

    Außensteckdose

    Zuladung

    530 kg

    Gewicht der Box 

    62 kg (leer)

    Mercedes EQV – Campingbox von Sortimo

    Die Schweizer Firma Sortimo macht den Mercedes-Benz EQV mit Aufstelldach, Liegefläche und Küchenmodul zum Elektro-Camper – künftig bei allen Mercedes-Pkw-Vertragshändlern zu bestellen. Die reale Reichweite beträgt 300 Kilometer. Je nach Ausstattung wird der Urlaub mit dem EQV schnell zum Luxus-Camping. Der Mercedes ist neu ab 70.000 Euro erhältlich. Allein der Dachausbau kostet mindestens 10.000 Euro und das Küchen- und Schlafsystem noch mal 5.000 Euro on top.

    Mercedes-Benz EQV als Elektro-Camper unterwegs in der Natur
    Der Mercedes-Benz EQV zum E-Camper mit Faltdach umgebaut. (Q: Mercedes-Benz)

    Ausstattung: Mercedes EQV mit Sortimo Campingbox
    Das Aufstelldach kann auf Wunsch mit Solarpanel belegt werden und liefert ca. 400 Wp Strom. Mit Dach und Schlafsystem können im Van bis zu 4 Personen schlafen. Gekocht wird wie beim ID. Buzz – hinter dem Fahrzeug. In der Kücheneinheit sind neben genügend Stauraum für Küchenutensilien eine Spülmöglichkeit, zwei Gaskochstellen und eine Kühlbox enthalten.

    Kategorie

    Überblick

    Sitzplätze (serienmäßig)

    7

    Schlafplätze

    2 (max. 4)

    Aufstelldach

    optional

    Matratze

    Küche

    2-Flammen Gaskocher
    Spülbecken inkl. Wassertank
    Kühlbox

    Außensteckdose

    Zuladung

    940 kg

    Fazit zum Elektro-Camper

    Das Camping mit einem Elektro-Camper kann eine umweltfreundliche, benzinkostensparende und dennoch entspannte Alternative zum traditionellen Camping sein. Elektro-Camper sind leiser, produzieren keine Emissionen und bieten oft die gleichen Annehmlichkeiten wie herkömmliche Wohnmobile. Genau das Richtige für Urlaub in der Natur. Obendrauf hat man auch immer einen großen Akku dabei, der extra Geräte wie einen Kühlschrank versorgen kann. Angst vor zu wenig Reichweite oder fehlenden Lademöglichkeiten ist definitiv unbegründet. Wir bleiben gespannt, wie viele neue E-Camper zukünftig auf dem Markt und auch auf dem Campingplatz zu finden sind.

    Alternativ kann man Camping aber auch mit E-Auto und Anhänger machen. Mehr dazu erfahren Sie in unserem Erfahrungsbericht: E-Auto mit Wohnwagen.