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    Tesla Autopilot vs. BMW Assisted Driving: Was können die Systeme wirklich?

    Anzeige des Assisted Driving bei BMW

    Inhalt

    Tesla ist bekannt für den Autopilot seiner Elektroautos, der die Steuerung des Fahrzeuges übernehmen kann. Auch andere Hersteller bieten Assistenzsysteme mit ähnlichen Fähigkeiten. Was können diese Systeme und halten sie, was das Handbuch verspricht? Wir haben es getestet. Lesen Sie hier den Vergleich des Tesla Autopilot mit dem BMW Assisted Driving.

    Tesla Autopilot

    Der Anspruch von Tesla, voll autonomes Fahren zu entwicklen, ist bereits im im Namen des Systems erkennbar. Der Autopilot lässt dies auch in seiner Funktionsweise spüren: Einen Tesla fährt entweder der Mensch, und der Autopilot überwacht und greift im Notfall mit Notbremsung, Ausweichmanöver oder Lenkkorrektur ein. Oder es fährt der Autopilot, und der Mensch überwacht und greift ein, falls die Verkehrssituation den Autopilot überfordert. Die Aufgabenteilung ist jederzeit klar, da der Autopilot explizit aktiviert werden muss.

    Fährt der Autopilot und kommt mit einer Situation nicht zurecht, fordert er den Menschen mit lauten Warntönen und unübersehbarer Anzeige zum sofortigen Übernehmen des Steuers auf. Währenddessen steuert der Autopilot das Fahrzeug jedoch weiter, bis der Mensch übernimmt. Reagiert der Mensch nicht in angemessener Zeit, bringt der Autopilot das Fahrzeug zum Stehen.

    Der Tesla Autopilot funktioniert so gut, dass man sich nicht mehr auf den Verkehr konzentrieren muss. Man kann für eine gewisse Zeit den Blick von der Fahrbahn wenden und sogar das Lenkrad loslassen. Erlaubt sind hier 15 Sekunden.

    Autopilot im Tesla Model 3 fährt auf eine Schnellstraße auf

    BMW Assisted Driving

    Das BMW Assisted Driving ist – wie auch hier der Name es schon ausdrückt – ein reines Assistenzsystem, das den Fahrer mit Lenkbewegungen und Regelung der Geschwindigkeit unterstützt. Das Assisted Driving schaltet sich automatisch hinzu, wenn es die Verkehrssituation klar erkennt. Und schaltet sich mit einem dezenten Hinweis automatisch ab, sobald es mit der Steuerung überfordert ist. 

    Fahren muss jederzeit der Mensch. Er wird beim Führen des Fahrzeuges unterstützt, kann das Steuer aber nicht an das Assisted Driving übergeben. Den Blick von der Straße abzuwenden oder die Hände auch nur für kurze Zeit vom Lenkrad zu nehmen, ist nicht möglich. Bereits nach sechs Sekunden fordert das Fahrzeug dazu auf, die Hände am Steuer zu behalten.

    Fähigkeiten von Tesla Autopilot und BMW Assisted Driving

    Die Fähigkeiten von Tesla Autopilot und BMW Assisted Driving sind identisch. Beide Systeme sind für den Einsatz auf Autobahnen gedacht, funktionieren aber auch auf Landstraßen und innerorts, wenn die Fahrspuren klar erkennbar sind. Sie bieten dabei folgende Unterstützung: 

    • Folgen der Fahrspur auf Autobahnen und innerorts, sofern die Fahrspur durch Markierungen, Leitplanken oder Randstreifen klar erkennbar ist.
    • Wechseln der Fahrspur zum Folgen der Route
    •  Wechseln der Fahrspur auf Anforderung des Fahrers
    • Auffahren und Abfahren an Autobahnausfahrten 
    • Anhalten an Ampeln und Stopschildern
    • Erkennen von Geschwindigkeitsbegrenzungen
    • Regelung der Geschwindigkeit abhängig von Straßenverlauf, Verkehrssituation, Geschwindigkeitsbegrenzung und Sichtverhältnissen

    Unterschiede zwischen Tesla Autopilot und BMW Assisted Driving

    Während die grundsätzlichen Fähigkeiten der beiden Systeme gleich sind, gibt es doch deutliche Unterschiede zwischen Tesla Autopilot und BMW Assisted Driving:

    Funktion Tesla
    Autopilot
    BMW
    Assisted Driving
    Autobahn Spurführung sicher

    Spurführung instabil

    Im Stau Sichere Spurführung in der Fahrbahn­mitte

    Sichere Spurführung mit Rettungs­gasse

    Innerorts Zuverlässig unter Aufsicht des Menschen Unerwar­tetes Deaktivieren bei Unsicherheit
    Geschwindig­keit bis 140 km/h bis 200 km/h
    Automa­tische Spur­wechsel

    Manuell; an Ausfahrten;
    zum Überholen

    Manuell; an Ausfahrten
    Geschwindig­keits­begren­zungen Anpassung ab dem Standort des Schildes Ziel­geschwin­digkeit am Standort des Schildes
    Hand­erkennung Leichter Zug am Lenkrad Hände berühren das Lenkrad
    Aktivierung Explizit manuell Automatisch
    Deaktivierung Explizit nach Auf­forderung Automatisch
    Wesentliche Unterschiede zwischen Tesla Autopilot und BMW Assisted Driving

    Die Erkennung, ob der Mensch die Hände am Lenkrad hat funktioniert unterschiedlich: Der Tesla erwartet einen leichten Zug am Lenkrad mit einer Kraft von circa 500 Gramm. Der BMW stellt über kapazitive Sensoren fest, ob die Hände das Lenkrad berühren. Aufgrund der Funktionsweise lässt nur der BMW eine Fahrweise mit den Händen auf der Sechs-Uhr-Position zu, an der kein Zug auf das Lenkrad ausgeübt wird. Auch bei Geradeausfahrt auf sehr ebener Fahrbahn fehlt dem Tesla Autopilot gelegentlich der Zug am Lenkrad, und er ermahnt den Fahrer trotz der Hand am Steuer, die Hände ans Lenkrand zu legen.

    Penalty Stops hat nur der Tesla: Ignoriert der Fahrer eine Aufforderung, die Hände ans Steuer zu legen, zu lange oder vermutet der Tesla ein Gewicht am Lenkrad, schaltet er sich bis zum Ende der Fahrt ab. Man muss am nächsten Parkplatz raus, kurz anhalten und auf "P" schalten, bevor sich Autopilot wieder einschalten lässt.

    Die Höchstgeschwindigkeit des Tesla Autopilot ist auf 140 km/h begrenzt, wohingegen das BMW Assisted Driving das Fahrzeug bis 200 km/h in der Spur hält. Allerdings pendelt der BMW bei höheren Geschwindigkeiten stark in der Spur, bis hin zum Überfahren der Begrenzungslinien. Der Tesla hingegen fährt in seiner Spur wie auf Schienen.

    Unterschiede gibt es auch bei den ausgefeilteren Funktionen:

    Beide Fahrzeuge reagieren auf Geschwindigkeitsbegrenzungen aus den Karten des Navigationssystems und auf erkannte Schilder. Während der Tesla Autopilot die neue Geschwindigkeit erst ab Höhe des jeweiligen Schildes übernimmt, auf Höhe des Schildes also noch zu schnell ist, fährt das BMW Assisted Driving vorausschauend und verringert die Geschwindigkeit frühzeitig, so dass die neue zulässige Höchstgeschwindigkeit auf Höhe des Schildes bereits erreicht ist. Das Verhalten des Tesla Autopilot ist vor allem bei Ortsschildern ein Problem, da der Tesla hier mit hoher Geschwindigkeit in den Ort hinfahren würde. Der Mensch muss vor jeder Ortseinfahrt eingreifen und die Geschwindigkeit korrigieren. Beim Erkennen von Geschwindigkeitsbegrenzungen mit Zusatzschilder haben beide Systeme Probleme. Sie übersehen gelegentlich ein solches Schild.

    Phantombremsungen auf der Autobahn haben ebenfalls beide Fahrzeuge, da sie die gleichen falschen Geschwindigkeitsangaben früherer Baustellen in ihrem Kartenmaterial haben und so grundlos die Geschwindigkeit auf oft 80 km/h verringern.

    Unterschiede beim Spurwechsel

    Beim automatischen Spurwechsel zum Abfahren auf der Autobahn gibt es Unterschiede: Das BWM Assisted Driving sucht zuerst eine passende Lücke auf der benachbarten Spur, passt die Geschwindigkeit an und fordert dann die Erlaubnis zum Spurwechsel an. Der Tesla Autopilot fährt mit unverminderter Geschwindigkeit, fordert die Erlaubnis zum Spurwechsel an und sucht sich erst dann eine Lücke, was aufgrund der Limitierungen (s.u.) zum Abbruch des Spurwechsels führt, wenn das Fahrzeug nicht rechtzeitig in der Position für eine passende Lücke ist.

    Beide Systeme verringern auf der Autobahn die Geschwindigkeit, wenn sich die Ausfahrt einer Route nähert und das Fahrzeug noch nicht auf der rechten Spur fährt.

    Geschwindigkeitsabhängige Spurwechsel, um ein vorausfahrendes zu überholen, sowie Spurwechsel bei einer Geschwindigkeit unter 80 km/h bietet von den beiden Systemen nur der Tesla.

    Im Gegensatz zum Tesla ist das BWM Assisted Driving in der Lage, im Stau auf Autobahnen eine Rettungsgasse freizuhalten. Ein Manko des Tesla Autopilot, aufgrund dessen man diesen im Stau gelegentlich deaktiviert muss, gerade wenn er besonders willkommen wäre.

    Aufgrund der Limitierungen (s.u.) müssen beide Systeme vor Beginn des Spurwechsels sicherstellen, dass der Mensch die Hände am Steuer hat. Wo dem Tesla die Handerkennung zu Beginn des Spurwechsels ausreicht, erwartet der BMW die Hände während des gesamten Spurwechselmanövers am Lenkrad. Das Assisted Driving bricht den Spurwechsel unerwartet ab, wenn man das Lenkrand auch nur für eine Sekunde loslässt. Das Zurückfallen in die alte Fahrspur kann zu gefährlichen Situationen führen, beispielsweise wenn man die linke Spur für ein schnell von hinten kommendes Fahrzeug frei machen wollte.

    Spurwechsel zum Überholen mit Autopilot des Tesla Model 3

    Unterschiede im Stadtverkehr

    Der größte Unterschied zwischen Autopilot und Assisted Driving wird innerorts deutlich:

    Der Tesla Autopilot kann bei klaren Verkehrssituationen auch im Stadtverkehr das Steuer übernehmen, beispielsweise bei einfacher Geradeausfahrt oder im Stop and Go-Verkehr. Dazu muss er explizit ein- und ausgeschaltet werden und macht dann einen zuverlässigen Job.

    Bei der Erkennung von roten und grünen Ampeln sind beide Systeme noch gleichermaßen unzuverlässig. Der Tesla Autopilot hält daher vorsichtshalber auch an grünen Ampeln, wenn der Mensch das Überqueren der Kreuzung nicht jedes Mal bestätigt. Nach einer anfänglichen Begeisterung über die grundsätzliche Ampelerkennung wird man der Funktion so schnell überdrüssig und deaktiviert sie.

    Ampelerkennung im Tesla Model 3
    Ampelerkennung im Tesla Model 3

    Das BMW Assisted Driving schaltet sich im Stadtverkehr automatisch hinzu, sobald es die Straßenverhältnisse klar erkennt, und unterstützt den Menschen dann mit Lenkbewegungen und Regelung der Geschwindigkeit. Dies führt zu unangenehmen Eingriffen in die eigene Fahrweise, zum Beispiel zu unerwarteter Beschleunigung durch den Assistenten.

    Ebenso schaltet sich das Assisted Driving ohne Warnung ab, wenn es die Straßenverhältnisse nicht klar erkennt, oder der Blinker gesetzt wird. Das wiederum führt zu gefährlichen Situationen, wenn das Fahrzeug wider Erwarten nicht bremst oder nicht lenkt.

    Da die Aufgabenverteilung zwischen Fahrer und Assisted Driving nicht jederzeit klar ist, und man nie sicher sein kann, ob der Assistent aktiv ist,  ist fühlt sich das BMW Assisted Driving im Stadtverkehr unsicher bis unangenehm an und ist hier eher unbrauchbar. 

    Eine interessante Funktion hat das BMW Assisted Driving allerdings: Es hält innerorts an Kreuzungen an, an denen man abbiegen musst. Der Tesla Autopilot würde hier einfach vorbeifahren.

    Grenzen von Tesla Autopilot und BMW Assisted Driving

    Beide Systeme haben auch ähnliche Grenzen. Sie sind auf gute Sicht ihrer Kameras, klar erkennbare Straßenverhältnisse und korrekte Kartendaten angewiesen. In folgenden Situationen sind sowohl Tesla Autopilot, als auch BMW Assisted Driving nicht aktivierbar oder mit der Steuerung des Fahrzeuges überfordert:

    • Nicht erkennbarer Straßenverlauf aufgrund nicht vorhandener, abgefahrener oder unklarer Fahrbahnmarkierungen, z.B. in Baustellen 
    • Nicht erkennbarer Straßenverlauf durch verdeckte Fahrbahnmarkierungen, z.B. bei geschlossener Schneedecke oder deckendem Herbstlaub
    • Schlechte Sicht durch von der Sonne geblendete oder verschmutze Kameras. Dies betrifft vornehmlich die seitlichen Kameras und beeinträchtigt dann den Spurwechsel. Die Spurführung geradeaus bleibt auch bei tief stehender Sonne stabil.
    • Schlechte Sicht aufgrund von Starkregen oder dichtem Nebel. In diesen Fällen reduziert der Tesla Autopilot die Geschwindigkeit.

    Limitierungen

    Sowohl Tesla Autopilot als auch BMW Assisted Driving sind Teilautomatisiertes Fahren Level 2. Gesetzliche Regen limitieren deren Fähigkeiten dabei gleichermaßen. Die weltweit geltenden Regelungen der Vereinten Nationen für Lenkanlagen (UN ECE 79) sehen unter anderem folgende Einschränkungen vor:

    • Die Fähigkeit Kurven zu durchfahren ist eingeschränkt, da eine bestimmte Querbeschleunigung und somit Kurvenradius und Kurvengeschwindigkeit nicht überschritten werden dürfen
    • Automatische Spurwechsel müssen vom Fahrer mit dem Blinker explizit freigegeben werden
    • Das Fahrzeug darf frühestens drei Sekunden nach Freigabe der automatischen Spurwechsel die Spur verlassen
    • Ein automatischer Spurwechsel muss abgebrochen werden, wenn er fünf Sekunden nach Freigabe nicht begonnen wurde, oder fünf Sekunden nach Verlassen der Spur nicht beendet ist 

    Obwohl Tesla Autopilot und BMW Assisted Driving enge Kurven und automatische Spurwechsel fahren könnten, müssen sie sich in manchen Kurven deaktivieren oder automatische Spurwechsel abbrechen. Bei beiden Systemen führen diese Limitierungen mitunter zu unnötig gefährlichen Situationen. 

    Fazit

    Abschließend lässt sich festhalten, dass der Tesla Autopilot und das BMW Assisted Driving den gleichen Funktionsumfang bieten, aber unterschiedliche Ansätze bei der Fahrerassistenz verfolgen. Beide Systeme haben ihre Vor- und Nachteile und es liegt an den individuellen Präferenzen und Anforderungen, welches der beiden Systeme man bevorzugt:

    Möchte man selber steuern, dabei zur Entlastung unterstützt werden, vor allem auch bei hohen Geschwindigkeiten über 140 km/h, so ist man beim BMW Assisted Driving richtig. 

    Wenn man bis auf die Überwachung der Straßenverhältnisse die Kontrolle des Fahrzeuges abgeben möchte, um mit nicht mehr als 140 km/h entspannt ans Ziel gefahren zu werden, ist der Tesla Autopilot das richtige System.

    Die Fahrzeuge

    Der Tesla Autopilot ist in allen Fahrzeugen von Tesla S/X/3/Y und Semi Standard. Für den automatischen Spurwechsel ist der zusätzliche Enhanced Autopilot erforderlich, der auch nachträglich über die Tesla App hinzugefügt werden kann. 

    Getestet haben wir einen Tesla Model S Performance mit vollem Potenzial für autonomes Fahren und ein Tesla Model 3 Performance mit Enhanced Autopilot.

    Die Verfügbarkeit des BMW Assisted Driving variiert nach BMW-Modell und Ausstattungsvariante. Die automatische Spurführung ist im BMW Driving Assistant Plus enthalten. Für den automatischen Spurwechsel ist der BMW Driving Assistant Professional Professional erforderlich.

    Getestet haben wir einen BMW iX xDrive40 mit Driving Assistant Professional.

     

    Tesla Model S Performance

    Tesla Model S Performance

    Tesla Model S Performance
    Antrieb: Allrad­antrieb mit Dual­motor
    Höchst­geschwindigkeit 264 km/h
    Beschleu­nigung 0-100 km/h 2,6 s
    Reichweite WLPT 590 km
    Reichweite real 350 km
       
    Neupreis

    114.900

    Lieferzeit Model S 2023 4 Wochen
    Fahrzeug und Angaben Stand August 2019

    Tesla Model 3 Performance

    Tesla Model 3 Performance

    Tesla Model 3 Performance

    Antrieb:

    Allradantrieb mit Dualmotor

    Höchstgeschwindigkeit

    261 km/h

    Beschleunigung 0-100 km/h

    3,3 s

    Reichweite WLPT

    547 km

    Reichweite real

    320 km

       

    Neupreis

    60.970 €

    Lieferzeit

    4 Wochen

    Angaben Stand Mai 2023

    BMW iX xDrive40

    BMW iX xDrive40

    BMW iX xDrive40

    Antrieb:

    Allradantrieb

    Höchstgeschwindigkeit

    200 km/h

    Beschleunigung 0-100 km/h

    6,1 s

    Reichweite WLPT

    420 km

    Reichweite real

    260 km

       

    Neupreis

    94.000 €

    Lieferzeit

    12 Monate

    Alle Angaben Stand Mai 2023