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    Optimale Geschwindigkeit auf der Autobahn mit dem Elektroauto

    Höchstgeschwindigkeit auf der Autobahn mit einem Tesla Model S Performance

    Inhalt

    Der Stammtisch sieht sie im Windschatten hinter den LKW. Der VW ID.3 und Audi Q4 fahren 160 km/h, BMW iX3, Audi Q8 und VW ID.4 sind bei 180 km/h abgeregelt, während der BMW iX und Audi Q8 200 km/h laufen. Ein Tesla Model 3 Performance oder Porsche Taycan Turbo S machen 260 km/h Spitze und das Tesla Model S Plaid ganze 322 km/h. Doch wie schnell kann man mit einen Elektroauto auf der Langstrecke denn nun wirklich fahren? Wir haben es ausprobiert.

    Genau wie beim Verbrenner steigt auch beim Elektroauto der Verbrauch mit der Geschwindigkeit überproportional an. Fährt man also schneller, muss man auf der gleichen Distanz länger laden. Auf der Langstrecke fällt die Ladezeit nicht ins Gewicht, solange die Ladepausen dem menschlichen Bedürfnis nach „Bio-Breaks“ entsprechen. Verbraucht man durch höhere Geschwindigkeiten allerdings mehr, so muss man häufigere oder längere Pausen einlegen, als man das sonst getan hätte.

    Auch bei geringerer Reichweite durch höhere  Geschwindigkeiten mit dem E-Auto ist das Aufladen an sich kein Problem. Schnellladestationen gibt es auf deutschen Autobahnen inzwischen alle 20 bis 50 km. Auch jeweils in ausreichender Anzahl, so dass man so gut wie nie auf einen freien Ladeplatz warten muss. 

    Schneller Fahren mit einem E-Auto bringt keinen Zeitgewinn

    Ob jedoch das Aufladen schneller geht als das langsamere Fahren, hängt von der Leistung der Ladesäule, vom Akkustand und von Ladegeschwindigkeit und Verbrauch des Fahrzeuges ab. Die Ladegeschwindigkeit an Schnellladesäulen kann zwischen 220 km/h und 1.200 km/h liegen. Mehr Details dazu in unserem Artikel Wie lange braucht ein E-Auto zum Laden?.

    Über den Daumen gepeilt kann man sagen: Für jede mit höherer Geschwindigkeit herausgefahrene Minute Fahrzeit fällt etwa eine Minute mehr Ladezeit an. Die optimale Reisegeschwindigkeit in der Balance zwischen Verbrauch und Ladegeschwindigkeit liegt je nach Fahrzeugmodell zwischen 120 km/h und 150 km/h. 

    Schneller Fahren lohnt sich nur dann, wenn man das Reiseziel auch mit hohem Verbrauch erreichen wird und man am Ziel ohnehin aufladen kann. Spaß macht es – gerade im Elektroauto mit seiner Achterbahn-artigen Beschleunigung – natürlich trotzdem. Die Höchstgeschwindigkeit eines Elektroautos bringt einen nicht schneller ans Ziel, da früher aufgeladen werden muss, was wiederum Zeit kostet. Doch häufig ist nach einer längeren Pause die Batterie mehr geladen, als für die letzte Etappe der Reise notwendig wäre. Dann kann man es auf den letzten Kilometern laufen lassen.

    Praxistest Reisezeit auf der Langstrecke

    Die oben beschriebene Theorie haben wir auf der Strecke der A9 von Berlin bis Nürnberg in der Praxis getestet. Die Distanz beträgt 455 km. Testfahrzeug ist ein Tesla Model S Performance. Die immer gleiche Strecke sind wir unter verschiedenen Bedingungen in verschiedenen Geschwindigkeiten von langsam bis sehr schnell gefahren. 

    Im Mittel haben wir für die Strecke eine Gesamtreisezeit von 4:30 Stunden benötigt, wobei 3:54 Stunden auf die Fahrt und 0:36 Stunden auf das Laden entfielen.

    Wie zu erwarten war, betrug bei schneller Fahrt mit 220 km/h (wo es erlaubt und möglich ist) unsere reine Fahrzeit nur 3:30 Stunden. Allerdings ist die Ladezeit durch den bei dieser Geschwindigkeit doppelt so hohen Verbrauch auf 1:10 Stunden angewachsen, wodurch die Gesamtreisezeit mit 4:40 Stunden die längste war. Die kürzeste Reisezeit von 4:23 Stunden haben wir hingegen mit konstanter Fahrt bei 150 km/h erreicht. Reine Fahrzeit waren hier zwar 3:56 Stunden, die Ladezeit betrug jedoch nur 27 Minuten. Diese Reisezeit zwischen 4:23 Stunden und 4:30 Stunden ließ sich im Test bei 150 km/h regelmäßig wiederholen.

    Fahrzeit und Ladezeit bei verschiedenen Reisegeschwindigkeiten

    Fahrzeit und Ladezeit bei verschiedenen Reisegeschwindigkeiten
    Fahrzeit und Ladezeit bei verschiedenen Reisegeschwindigkeiten

    Übrigens kamen wir auch bei starkem Verkehr oder Regen, die streckenweise nur eine geringe Geschwindigkeit zuließen, nicht viel später an. Da der Verbrauch mit geringerer Geschwindigkeit auch überproportional sinkt, konnten die Ladepausen kürzer ausfallen. Einzig Kälte und Schnee haben trotz abschnittsweise geringerer Geschwindigkeit zu einer längeren Fahrzeit geführt, da die nasse Fahrbahn, der höhere Abrollwiderstand der Winterreifen und der Energiebedarf der Heizung gleichzeitig zu einem höherem Verbrauch und somit längerem Laden geführt haben.

    Side Fact:
    Auf der Verbrauchsanzeige im Fahrzeug sieht man sehr schön, wie der Verbrauch mit der Geschwindigkeit überproportional – also mehr als linear – ansteigt:

    Bildschirmfoto der Verbrauchsanzeige in unserem Tesla Model S
    Bildschirmfoto der Verbrauchsanzeige in unserem Tesla Model S
    • Die Linie "Typisch" zeigt den typischen Verbrauch bei normaler Fahrt, ermittelt über die langfristige Fahrweise. Hier also bei Geschwindigkeiten von maximal 150 km/h ein Verbrauch von ca. 190 Wh/km.
    • Die gestrichelte Linie zeigt den Verbrauch im Schnitt der letzten 50 km, auf diesem Abschnitt unserer Testfahrt mit bis zu 220 km/h. Der Durchnittsverbrauch bei 1,5-fach schnellerer Fahrt (150 km/h → 220 km/h) ist mehr als das Doppelte des typischen Verbrauches (190 Wh/km → 465 Wh/km).
    • Bei der Spitzengeschwindigkeit von 220 km/h steigt die orange Linie außerhalb der Skala auf das 3,5-fache zu einem Verbrauch von 650 Wh/km.

    Fazit: Reisegeschwindigkeit im Elektroauto

    Mit Elektroautos ist es wie mit der Schildkröte bei Momo: Wer langsamer und damit ressourcenschonender fährt, kommt schneller an. Die kürzeste Reisezeit erreicht man mit einer Geschwindigkeit zwischen 120 km/h und 150 km/h zusammen mit dem Aufladen mit optimalen Bedingungen aus Akkustand des Fahrzeugs und Leistung der Ladestation. Um das Optimum an Geschwindigkeit für das eigene E-Auto zu ermitteln gibt es verschiedene Apps. Empfehlenswert ist hier „A Better Routeplanner“ (www.abrp.com), mit der man vor der Entscheidung für ein Elektroauto die Reisezeiten auf Langstrecken simulieren kann. 

    Hat man es jedoch nicht eilig und ist der Weg das Ziel, so empfiehlt sich das Aufladen an nicht der schnellsten, sondern der schönsten Ladestation. Auch für Ladestationen, an der man selbst gerne Pause machen möchte, gibt es Apps. Unsere Empfehlung ist „Charge My Way“ (www.chargemyway.app).

    Mehr dazu auch in unseren Artikeln Neue Freiheit beim Elektroauto-Laden und Ladeparks in Deutschland.