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    Deutschlandnetz für E-Autos: Von Berlin nach Köln ohne Unterbrechung

    20.9.2023 |
    Felix Bahr
    Deutschlandnetz

    Inhalt

    Elektromobilität ändert das Bewusstsein für Umweltfragen und Nachhaltigkeit wie kaum eine andere Branche zuvor. Sie hat zudem neue Mobilitätskonzepte wie Carsharing und Ride-Sharing gefördert, die vor allem in Großstädten nicht mehr wegzudenken sind. Dieser aus diesem Bedarf resultierende starke Anstieg der Verkäufe von E-Autos erfordert einen zunehmenden Ausbau der Ladeinfrastruktur.

    Das Deutschlandnetz soll hierfür die entsprechende Lösung darstellen. Ein großflächiges Ladestationen-Netzwerk, welches es Elektroautofahrern ermöglicht, ohne Angst vor der begrenzten Reichweite zu reisen. Aber warum ist dieser Service für die Zukunft der Elektromobilität in Deutschland von Bedeutung? Und wie wird er den Alltag und das Reisen mit Elektrofahrzeugen verändern?

    Was ist das Deutschlandnetz?

    Das Deutschlandnetz ist ein zentrales Projekt der Bundesregierung, um den wachsenden Bedarf an Ladeinfrastruktur für Elektrofahrzeuge in Deutschland zu decken. Es handelt sich um ein flächendeckendes, bedarfsgerechtes und nutzerfreundliches Schnellladenetz. Konkret bedeutet dies, dass überall in Deutschland innerhalb weniger Minuten ein Schnellladepunkt, bspw. über einen Ladepark, erreichbar sein soll. Insgesamt soll das Netz rund 10.000 Schnellladepunkte an mehr als 1.000 Standorten umfassen.

    Zielsetzung des Projekts

    Die Bundesregierung hat sich zum Ziel gesetzt, die Treibhausgasemissionen in Deutschland bis 2030 um 65 Prozent gegenüber 1990 zu senken. Ein Schlüssel zur Erreichung dieses Ziels ist die "Elektrifizierung" des Straßenverkehrs. Das bedeutet, dass immer mehr Fahrzeuge mit Elektroantrieb auf den Straßen unterwegs sein werden. Um das Aufladen dieser Fahrzeuge zu erleichtern, wird eine flächendeckende und nutzerfreundliche Ladeinfrastruktur benötigt.

    Stellen Sie sich zum Beispiel eine Fahrt von Berlin nach Köln vor. Ohne ein dichtes Netz von Schnellladestationen müssten Sie beim Aufladen Ihres Fahrzeugs unter Umständen Umwege oder längere Wartezeiten in Kauf nehmen. Mit dem Deutschland Netz wäre eine Weiterfahrt ohne Unterbrechungen möglich.

    "Um den Bedarf an Ladesäulen besser zu verstehen, erfassen wir relevante Daten. Wir vernetzen alle wichtigen Akteure und geben unser Wissen weiter. Die Nutzerinnen und Nutzer haben wir dabei immer im Blick. Einfach laden. Daran arbeiten wir."

    - Nationale Leitstelle Ladeinfrastruktur

    Das deutschlandweite Netz soll nicht nur den Bedarf für Mittel- und Langstreckenfahrten decken, sondern auch dafür sorgen, dass das Laden von Elektrofahrzeugen im Alltag problemlos möglich ist - ob beim Einkaufen, bei der Arbeit oder zu Hause.

    Schnellladegesetz

    Das Schnellladegesetz (SchnellLG) wurde mit dem Ziel verabschiedet, den Aufbau einer flächendeckenden und bedarfsgerechten Schnellladeinfrastruktur in Deutschland zu fördern. Mit dem Gesetz wurde das Bundesministerium für Verkehr und digitale Infrastruktur (BMDV) beauftragt, diese Infrastruktur aufzubauen. Das Deutschlandnetz ist das zentrale Projekt, das aus dieser gesetzlichen Verpflichtung entstanden ist.

    Das Schnellladegesetz legt die rechtlichen Grundlagen für den Aufbau des Deutschlandnetzes fest. Das Gesetz Zudem ebnet das Gesetz den Weg für staatliche Förderungen und private Investitionen in die Ladeinfrastruktur.

    Bedeutung für Verbraucher, Unternehmen und die Umwelt

    Deutschlandnetz für Verbraucher

    Der Alltag von Elektroautofahrern wird durch das deutschlandweite Netz erheblich erleichtert. Es ermöglicht das Aufladen im Alltag ohne Umwege und lange Wartezeiten - ob beim Einkaufen, bei der Arbeit oder auf der Langstrecke. Das erhöht den Komfort und die Attraktivität des Elektroautos.

    Deutschlandnetz für Unternehmen

    Von der Errichtung und dem Betrieb von Ladestationen bis hin zu Dienstleistungen rund um die Elektromobilität bietet ein flächendeckendes Ladeinfrastrukturnetz Unternehmen neue Geschäftsmöglichkeiten. Neben Kostenersparnissen wie niedrigere Energiekosten, Förderungsmöglichkeiten und steuerlichen Anreizen, bietet Elektromobilität zahlreiche Vorteile wie Zugang zu Umweltzonen, die für Verbrennungsfahrzeuge gesperrt sind, Innovationspotential, Lärmminderung, aber auch einen Imagegewinn für die Unternehmen. Das Deutschlandnetz wird dazu beitragen, dass zunehmend mehr Unternehmen den Wechsel von Verbrennern zu E-Fahrzeugen wagen werden.

    Deutschlandnetz für die Umwelt

    Ein effektives und flächendeckendes Ladeinfrastrukturnetz fördert die Nutzung von Elektrofahrzeugen und trägt damit zur Reduzierung von CO2-Emissionen und zu einer saubereren Umwelt bei. Sie unterstützt auch die Energiewende, indem sie den Ausbau der Ladeinfrastruktur mit den Anforderungen an erneuerbare Energien und den Aus- und Umbau des Stromsystems verknüpft.

    Ladebedarf bis 2030

    Die Bundesregierung hat in ihrem Klimaschutzprogramm 2030 betont, die Entwicklung der Elektromobilität voranzutreiben. Bis 2030 sollen laut Bundesregierung bis zu 6 Millionen Elektrofahrzeuge in Deutschland zugelassen sein. Das entspricht 13 Prozent des heutigen Fahrzeugbestands. Um diesen Bedarf zu decken, sind erhebliche Investitionen in die Ladeinfrastruktur notwendig. Die Ziele der Bundesregierung sehen bis 2030 bundesweit mehr als eine Million Ladepunkte vor.

    Die Struktur des Deutschlandnetzes

    Struktur des Deutschlandnetzes
    Überblick Deutschlandnetz (Q Nationale Leitstelle Ladeinfrastruktur)

    Regionale Suchräume

    Diese definieren bestimmte Gebiete im städtischen, vorstädtischen und ländlichen Raum, in denen Schnellladestationen errichtet werden sollen. Insgesamt gibt es 900 solcher Suchräume, die sich auf 23 Lose in 6 Regionen verteilen. In jedem Suchraum wird eine Schnellladestation des Deutschlandnetzes mit unterschiedlicher Kapazität (4, 8, 12 oder 16 Schnellladepunkte) errichtet und betrieben. Der genaue Standort innerhalb des Suchraums wird vom Bieter auf Basis der Vorgaben für einen Standort ausgewählt.  

    Standorte an Bundesautobahnen

    Zusätzlich zu den regionalen Suchräumen gibt es spezielle Ladestellen an Bundesautobahnen. Diese Standorte sind Teil einer separaten Teilausschreibung und sollen sicherstellen, dass Fahrer von Elektrofahrzeugen auf Langstrecken einen einfachen Zugang zu Schnellladestationen haben.

    Schnellladepunkte

    Das Herzstück des deutschlandweiten Netzes. Diese Ladepunkte bieten eine hohe Ladeleistung, die es ermöglicht, Elektrofahrzeuge in kurzer Zeit aufzuladen. Je nach Bedarf und Standort werden diese Ladepunkte in unterschiedlichen Größen (S, M, L, XL) angeboten.

    Ausschreibungs- und Vergabeverfahren

    Das Vergabeverfahren für das Deutschlandnetz ist ein zentrales Element, um sicherzustellen, dass die Errichtung und der Betrieb der Schnellladepunkte effizient, wettbewerbsorientiert und im öffentlichen Interesse erfolgen.

    Die Ausschreibung für das Deutschlandnetz erfolgt in zwei Teilen:

    1. Ausschreibung entlang von Bundesautobahnen: Hier werden rund 200 Standorte auf unbewirtschafteten Parkplätzen entlang der Autobahnen ausgeschrieben. Diese Standorte befinden sich im Eigentum des Bundes und die Ausschreibung wird von der Autobahn GmbH in Zusammenarbeit mit dem BMVI und der Nationalen Leitstelle Ladeinfrastruktur durchgeführt.  
    2. Ausschreibung in ländlichen und städtischen Gebieten: Dieses Verfahren betrifft die verbleibenden 900 Standorte, die abseits der Autobahnen in ländlichen, städtischen und stadtnahen Gebieten entstehen sollen. Anstelle konkreter Standorte werden hier "Suchräume" vorgegeben, die ein bestimmtes Gebiet z.B. um einen Verkehrsknotenpunkt definieren. Die genaue Standortwahl innerhalb dieses Suchraums obliegt dem Bieter.  

    Die Ausschreibungen sind so gestaltet, dass Monopolstrukturen vermieden und ein intakter Wettbewerb gefördert werden. Aus diesem Grund erfolgt die Vergabe in Form von Losen, die sowohl wirtschaftlich attraktive als auch weniger attraktive Standorte bündeln. Ein Bieter kann in beiden Ausschreibungen maximal ein Bundesautobahnlos und drei Regionallose gewinnen. Bewertungskriterien sind neben den Kosten auch Konzepte zur Gestaltung der Standorte und Aspekte der Nutzerfreundlichkeit.

    Ablauf des Ausschreibungsverfahrens:

    1. Veröffentlichung der Ausschreibung online im Supplement zum Amtsblatt der Europäischen Union (TED - Tenders Electronic Daily).
    2. Interessenten können sich innerhalb einer Frist von mindestens 30 Tagen um die Teilnahme bewerben.
    3. Die Bewerber werden anhand ihrer wirtschaftlichen und technischen Fähigkeiten überprüft.
    4. Ausgewählte Bewerber werden zur Abgabe von indikativen Angeboten aufgefordert.
    5. Es folgen Verhandlungen über Vertrags- und Leistungsinhalte.
    6. Am Ende der Verhandlungen geben die Bieter ein finales Angebot ab, auf dessen Grundlage der Zuschlag erteilt wird.
    Deutschlandnetz: Ablauf des Ausschreibungsverfahrens
    Ablauf des Ausschreibungsverfahrens

    Das Deutschlandnetz und seine Herausforderungen beim Aufbau

    Der Aufbau eines landesweiten Schnellladenetzes wie in Deutschland ist eine komplexe Aufgabe mit verschiedenen Herausforderungen. Hier sind einige der wichtigsten Probleme und Lösungsansätze:

    • Technische Anforderungen: Der Fokus des Deutschlandnetzes liegt auf dem Ausbau von Ladepunkten mit hoher Ladeleistung, insbesondere von Ladepunkten mit mindestens 150 kW, den sogenannten High-Power-Chargern. Dies stellt hohe Anforderungen an die Netzinfrastruktur und die Technik der Ladestationen.  
    • Netzanschlussleistungen: Eine der größten Herausforderungen ist die Bereitstellung von Netzanschlüssen für Schnellladesäulen. Diese müssen nicht nur leistungsfähig, sondern auch zuverlässig und sicher sein.
    • Zukunftsorientierte Planung: Die Elektromobilität entwickelt sich rasant. Daher besteht die Herausforderung darin, möglichst weit in die Zukunft zu blicken und die Infrastruktur entsprechend auszulegen.

    Lösungsansätze und Initiativen

    Staatliche Initiativen

    Der Staat spielt eine zentrale Rolle bei der Förderung der Elektromobilität und dem Aufbau des Ladenetzes in Deutschland. Mit dem Schnellladegesetz und anderen Initiativen werden Rahmenbedingungen geschaffen, die den Ausbau der Ladeinfrastruktur unterstützen.

    Partnerschaften

    Die Zusammenarbeit verschiedener Akteure wie Energieversorger, Technologieanbieter und Kommunen ist entscheidend für den Erfolg des Projekts. Durch solche Partnerschaften können Synergien genutzt und Herausforderungen gemeinsam bewältigt werden.

    Private Investitionen

    Unternehmen wie EnBW haben bereits erhebliche Investitionen in den Aufbau von Ladesäulen und Netzanschlüssen getätigt. Solche Investitionen privater Unternehmen sind entscheidend für den schnellen Ausbau der Ladeinfrastruktur.

    Intelligente Lösungen

    Um die Herausforderungen der Netzintegration zu meistern, werden intelligente Lösungen wie netzdienliche Lademanagementlösungen entwickelt. Diese ermöglichen es, Ladevorgänge so zu steuern, dass das Stromnetz nicht überlastet wird.

    Innovationen fördern

    Durch die Förderung von Forschung und Entwicklung im Bereich der Elektromobilität werden kontinuierlich neue Technologien und Lösungen entwickelt, die dazu beitragen, die Herausforderungen des Netzausbaus in Deutschland zu bewältigen.

    Fazit und Ausblick zum Deutschlandnetz

    Das Deutschlandnetz ist einer der entscheidenden Meilensteine auf dem Weg zu einer nachhaltigen und umweltfreundlichen Mobilität in Deutschland. Es adressiert den dringenden Bedarf an einer flächendeckenden und zuverlässigen Ladeinfrastruktur für Elektrofahrzeuge, die sowohl im städtischen als auch im ländlichen Raum zur Verfügung steht. Die Bedeutung des Deutschlandnetzes kann nicht hoch genug eingeschätzt werden. Von ihm werden entscheidende Impulse für die massenhafte Verbreitung der Elektromobilität erwartet. Dies ist insbesondere vor dem Hintergrund der globalen Klimaziele und der Notwendigkeit, den CO2-Ausstoß im Verkehrssektor zu reduzieren, von großer Bedeutung.

    Für die zukünftige Entwicklung und den Ausbau des Netzes gibt es bereits Pläne und Initiativen, die Anzahl der Ladepunkte weiter zu erhöhen und die dahinterstehende Technologie kontinuierlich zu verbessern. Weitere Partnerschaften zwischen der öffentlichen Hand, privaten Investoren und Technologieanbietern zum beschleunigten Ausbau der Ladeinfrastruktur sind in den kommenden Jahren zu erwarten.