Elektroauto aufladen mit und ohne Ladekarte
Christian Wegerhoff
Viele Fahrer von E-Autos haben eine ganze Sammlung von Ladekarten im Auto und besorgen sich bei Reisen ins Ausland vorsichtshalber Ladekarten der regionalen Anbieter. Doch Aufladen an Ladesäulen ist auch ohne Ladekarte problemlos möglich. Wie das geht, erklären wir in diesem Artikel.
Was ist eine Ladekarte?
Eine Ladekarte ist ein Plastikkarte mit RFID-Funkchip, um den Ladevorgang von Elektroautos an Ladestationen zu starten und abzurechnen. Sie ähnelt in der Funktion einer kontaktlosen Kredit- oder EC-Karte, ist jedoch speziell für das Laden von Elektrofahrzeugen konzipiert. Neben dem Kreditkarten-Format gibt es auch andere Formen, wie z.B. Schlüsselanhänger mit RFID-Funkchip.
Mit einer Ladekarte startet man einen Ladevorgang zum Preis des Stromtarifs der Ladekarte, statt zu den Kosten der jeweiligen Ladesäule. Man lädt also überall zum eigenen Tarif, statt dem jeweiligen Strompreis der Ladestationen. So als hätte man eine Kreditkarte für einen eigenen festen Benzinpreis an allen Tankstellen.
An welchen Ladestationen eine Ladekarte funktioniert, hängt davon ab mit welchen Betreibern der jeweilige Ladekarten-Anbieter Verträge hat. Diese Nutzung von Ladestationen fremder Marken nennt man Roaming.
Je nach Stromtarif der Ladekarte ist das Laden mit einer Ladekarte günstiger als zum Strompreis der jeweiligen Ladestation. Insbesondere dann, wenn bei einer Ladekarte mit monatlichen pauschalen Beiträgen der Preis pro Kilowattstunde besonders günstig ist.
Zahlungsweise | Grundgebühr | Preis pro kWh |
Mit Kreditkarte | - | 0,73€ |
Ladekarte ohne Grundgebühr | - | 0,65€ |
Ladekarte mit Grundgebühr | 17,99€ | 0,50€ |
Tesla Supercharger |
- | 0,45€ |
Mit Grundgebühr oder mit Tesla | 12,99€ | 0,33€ |
So kostet beispielsweise das Aufladen mit dem Ladetarif S von EnBW 0,65€/kWh an allen Schnellladestationen (außer IONITY). Zahlt man eine Grundgebühr von 17,99€ pro Monat, reduziert sich im Ladetarif L von EnBW der Preis pro Kilowattstunde auf 0,50€/kWh. Das rechnet sich ab einer Menge von 120 kWh pro Monat, was drei Langstrecken-Ladungen pro Monat entspricht.
Startet man hingegen das Laden direkt mit einer Kreditkartean z.B. an einer Allego Schnellladestation, so kostet das Aufladen hier 0,73€/kWh. Bei einer Langstreckenladung von 50 kWh ergibt das einen Mehrpreis von 4,00€ im Vergleich zum Laden mit einer Ladekarte im EnBW Ladetarif S.
Side Fact
Die günstigsten Tarife gibt es am Tesla Supercharger mit 0,45€/kWh bis 0,50€/kWh je nach Auslastung und Tageszeit. Teslafahrer und auch Fahrer anderer Marken mit Mitgliedschaft bei einer Grundgebühr von 12,99€/Monat zahlen nur 0,33€ bis 0,37€. Das Aufladen mit Ladekarten ist hier nicht möglich.
Aufladen mit der App der Ladekarte
Statt mit der Ladekarte kann man das Aufladen zum Tarif der Ladekarte auch mit der Smartphone-App des Stromtarif-Anbieters starten. Dazu scannt man mit der App den QR-Code in der Nähe des Steckers der Ladesäule. Alternativ kann man die Nummer des Anschlusses manuell eingeben oder die Ladestation und Anschluss aus einer Liste auswählen. Über die App kann man den Ladevorgang dann auch überwachen, beenden und den Beleg einsehen.
Der günstigste Stromtarif für jede Ladesäule
Über die Apps der Stromtarif-Anbieter kann man den jeweiligen Strompreis sofort nutzen, ohne dass eine Ladekarte per Post zugesandt werden muss. Wenn man vor Ort die App des günstigsten Anbieters herunterlädt, kann man an jeder Ladesäule zum jeweils niedrigsten Strompreis laden. Bei Stromtarifen ohne Grundgebühr geht man dabei kein Risiko ein.
Welches der jeweils günstigste Tarif für eine Ladesäule ist, kann man bei Chargeprice.app oder der App Ladefuchs nachschauen.
Neben Ladekarte oder App von Stromtarif-Anbietern gibt es verschiedene Möglichkeiten das Aufladen an einer Ladestation direkt zu starten. Dann allerdings zum Tarif des Netzwerkes der Ladestation. Der Strompreis ist dann meist höher als mit einer Ladekarte.
Aufladen mit Kreditkarte, Apple Pay oder Google Pay
Die einfachste Möglichkeit an einer Ladestation zu bezahlen, ist kontaktlos mit Kreditkarte, mit Apple Pay oder mit Google Pay wie im Geschäft oder an Automaten. Bisher ist das erst an wenigen Ladestationen möglich. Ab Juli 2024 müssen alle neuen Ladestationen einen Kreditkartenleser haben und die Möglichkeit der kontaktlosen Zahlung mit Kreditkarte anbieten.
Das Starten des Aufladens mit Kreditkarte geht aufgrund der erprobten Kartenleser-Technologie meist schnell und problemlos. Der Nachteil jedoch: Man erhält keinen Beleg, da Ladestationen nicht über einen Bondrucker verfügen.
Benötigt man eine Rechnung, kann man diese beim Anbieter der Ladestation im Nachhinein anfordern. Im Buchungstext auf der Kreditkartenabrechnung wird dazu meist eine Abrechnungsnummer angegeben. Bei manchen Anbietern findet man im Buchungstext der Kreditkartenabrechnung gleich einen Web-Link zum Abrufen der Rechnung.
Side Fact
Auch am neuen Tesla V4 Supercharger kann man zukünftig als Nicht-Teslafahrer direkt mit Kreditkarte bezahlen.
THIS is @JamesRCourt using The Very First Tap & GO #payment supporting @TeslaCharging V4 #Supercharger IN THE WORLD⚡️⚡️⚡️
— Felix Hamer • electricfelix (@electricfelix) August 25, 2023
Thanks @EVAEOfficial 📽️ for sharing this incredible moment#historic
If this isn't a Public Fast Charger, I don't know what is#fastcharging #greatbritain pic.twitter.com/NyAJoyKUPn
Laden über QR-Code
Fast so einfach wie mit Kreditkarte lässt sich an den meisten Ladestationen der Ladevorgang über einen QR-Code starten. Scannt man diesen in der Nähe des jeweiligen Steckers angebrachten QR-Code mit dem Smartphone, so öffnet sich eine Webseite auf der man das Laden an diesem Anschluss starten kann. Ohne App, ohne Anmeldung und ohne Registrierung
Bezahlt wird auch hier mit Kreditkarte, Apple Pay oder Google Pay. Und auch hier zum Preis des Netzwerk-Betreibers, der meist über den Tarif einer Ladekarte liegt.
Der Vorteil gegenüber dem Laden mit Kreditkarte: Meist kann man auf dieser Webseite eine E-Mail Adresse angeben, an die der Beleg für die Abrechnung geschickt werden soll.
Aufladen ohne Karte oder App
Der komfortabelste Weg das Elektroauto aufzuladen, ist einfach nur durch Einstecken des Ladekabels, ganz ohne Ladekarte, App oder Kreditkarte. Über die Kabelverbindung identifiziert sich das Auto an der Ladesäule, und die Ladesäule startet den Ladevorgang. Die Abrechnung erfolgt über eine hinterlegte Kreditkarte oder Kontoverbindung.
Dieses Aufladen ohne Karte oder App ist bei EnBW und Fastned unter dem Namen "Autocharge" und bei IONITY und ARAL als "Plug&Charge" verfügbar. Es muss zuvor bei einem Ladevorgang in der jeweiligen App eingeschaltet werden. Abgerechnet wird auch hier zum Preis der Ladestation, der meist über den Tarif einer Ladekarte liegt.
Aufladen durch Einstecken ist seit jeher Standard am Tesla Supercharger. Das Aufladen mit Ladekarte ist hier nicht möglich.
Fazit
Da Ladekarten - vor allem bei monatlichem Grundpreis - die günstigeren Strompreise bieten, ist das Laden mit Ladekarte empfehlenswert. Zudem lässt sich der Ladevorgang mit einer Ladekarte meist schnell und problemlos starten. Doch nicht alle Ladestationen akzeptieren alle Ladekarten, und nicht alle sind überall gleich günstig, so dass man vor dem Laden durchaus nochmal schnell eine App wie den Ladefuchs zu Rate ziehen kann.
Hat man keine passende Ladekarte - was vor allem im Ausland schnell passieren kann - und auch nicht die Muße die App des günstigsten Stromtarif-Anbieters zu installieren, ist das Starten des Ladevorganges direkt mit Kreditkarte oder über den QR-Code an der Ladesäule der einfachste Weg, allerdings nicht der günstigste.
Kommt es nicht auf den Euro an, so ist Laden durch Einstecken ganz ohne Ladekarte oder App der komfortabelste Weg. Vor allem bei Kälte der schlechtem Wetter weiß man diesen bald zu schätzen.
Angaben zu Strompreisen Stand August 2023