Neue Tesla Preise: Markt in Zugzwang
Felix Bahr
Update! Nur drei Monate nach der massiven Preissenkung im Januar überrascht Tesla erneut mit einem Nachlass. Diesmal sind von der Vergünstigung vorrangig die Long Range sowie Performance Versionen des Tesla Model 3 und Model Y betroffen. Das setzt klassische Hersteller, die hauptsächlich Verbrenner anbieten, weiterhin gehörig unter Druck. Erst zu Beginn des Jahres sank der Preis eines Model 3 um bis zu 17 Prozent. Durch Teslas Vorsprung steht die Konkurrenz unter Zugzwang. Wird nun der gesamte E-Auto Markt günstiger?
Erneute Preissenkung bei Tesla – Key-Facts:
- Preissenkung betrifft Tesla Model 3 und Y
- Model 3 Performance bis zu 6.000 Euro günstiger
- Rekordwert bei Absatz neuer Fahrzeuge in Q1/2023
Überblick: Tesla Modelle und Preise
Alles wird teurer, Tesla wird schon wieder günstiger. Vor Kurzem hat Tesla die Preise seiner beiden Best-Seller erneut gesenkt. Die Preissenkungen des Model 3 und Y machen die E-Autos des amerikanischen Fahrzeugherstellers immer attraktiver. Elektromobilität dieser Klasse gibt es für den Preis sonst nirgends. Durch diese regelrechte Preisschlacht sichert sich Tesla die Vorherrschaft über den E-Automarkt und macht E-Mobilität mit dem Model 3 der breiten Masse zugänglich. Die Preissenkung wird übrigens auch rückwirkend für bereits bestellte, noch nicht bezahlte Fahrzeuge gewährt.
Tesla Preise: Model 3
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Preis im Januar |
neuer Preis |
Basis |
ab 43.990 Euro |
ab 41.990 Euro (- 2.000 €) |
Maximale Reichweite |
ab 53.990 Euro |
ab 50.990 Euro (- 3.000 €) |
Performance |
ab 60.990 Euro |
ab 54.990 Euro (- 6.000 €) |
Tesla Preise: Model Y
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Preis im Januar |
neuer Preis |
Basis |
ab 44.890 Euro |
ab 44.890 Euro |
Maximale Reichweite |
ab 54.990 Euro |
ab 54.990 Euro |
Performance |
ab 64.990 Euro |
ab 60.990 Euro (- 4.000 €) |
Die beiden Modelle 3 und Y sind zwar noch immer keine Schnäppchen, im Vergleich zu anderen derzeit erhältlichen E-Autos ihrer Klasse jedoch ein besonderes Angebot. Zumal alle Tesla Modelle immer mit dem Funktionsumfang kommen, für den konventionelle Hersteller als „Vollausstattung“ hohe Aufpreise verlangen.
Side Fact:
Die neuen Preise auf der Website beinhalten die Mehrwertsteuer. Das bedeutet, die Nettolistenpreise beider Basis-Modelle liegen unter 40.000 Euro und sind somit für den maximalen Umweltbonus in Höhe von insgesamt 4.500 Euro qualifiziert, die nach dem Kauf vom Bund erstattet werden. Der Herstelleranteil von 2.250 Euro ist im Kaufpreis bereits enthalten. Die tatsächlichen Kosten des günstigsten Tesla Model 3 liegen damit bei nur 37.490 Euro inkl. MwSt.
Zum Vergleich: Ein herkömmlicher VW Polo Verbrenner mit ähnlicher Ausstattung liegt bei 33.840 Euro. Bringt es mit 110 PS aber nur auf 195 km/ h und braucht von 0-100 km/ h ganze 10 Sekunden, gegenüber 282 PS mit 225 km/ h und 0-100 km/h in nur 6 Sekunden beim Model 3. Der VW Golf Benziner – bis vor Kurzem noch das Lieblingsauto der Deutschen – kostet mit einer vergleichbaren Ausstattung ganze 46.355 Euro, um mit 190 PS die Geschwindigkeit und Beschleunigung des Model 3 zu erreichen.
Wie ist die Tesla-Preissenkung möglich?
Die Höhe der mehrfachen Preisänderung wirft erst mal Fragen auf. Heißt weniger Geld auch weniger Qualität am Fahrzeug? Fehlen aufgrund des niedrigeren Preises Komponenten, die nun extra kosten? Oder muss Tesla bei den beiden Basis-Modellen vom Model 3 und Y jetzt draufzahlen, nur um seine Position zu sichern?
Die Qualität hat unter dem Preisnachlass nicht gelitten. Im Gegenteil: Die neue Version des Model 3 hat jetzt eine serienmäßige Wärmepumpe eingebaut, welche die Reichweite der Elektroautos erhöht. Auch für die verbauten Akkus wird je nach Modell auf eine andere Technik gesetzt. In den Basis-Modellen ist nun ein LFP-Akku (Lithium-Eisenphosphat) mit verbaut, der ohne Kapazitätsverluste regelmäßig auf 100 Prozent geladen werden kann. In den Long-Range und Performance Modellen steckt weiterhin der Lithium-Ionen-Akku, der für deren enorme Beschleunigung sehr hohe Ströme liefern kann.
Komponenten fehlen beim Model 3 oder Y ebenfalls nicht, die Fahrzeuge werden noch immer voll ausgestattet angeboten. Extras wie Anhängerkupplung, 19-Zoll Felgen oder den Enhanced Autopilot musste man auch vor der Preissenkung separat bezahlen. Bei vielen europäischen Marken sahen Basisversionen schon immer deutlich bescheidener aus.
Tesla hat es durch Vereinfachung der Herstellung und die Optimierung des Fabrikdesigns zudem geschafft, seine Produktionskosten in den letzten fünf Jahren von 84.000 US-Dollar auf 36.000 US-Dollar pro Fahrzeug zu reduzieren. Während andere Hersteller noch 100 Teile zusammensetzen müssen, produziert Tesla in der Berliner Giga Factory die gesamte Front des Model Y in einer überdimensionalen Druckguss-Maschine und fertigt so die Karosserie fast in einem Stück. Durch eine Steigerung des Outputs können die Herstellungskosten sogar weiter sinken. Selbst mit den Basis-Modellen ist noch ein deutlicher Gewinn zu verzeichnen. Im Jahr 2022 hat Tesla laut einer EY-Studie bei den Gewinnmargen aller Automobilhersteller noch immer die Nase vorn. Die Durchschnittsmarge internationaler Autobauer lag bei 7,3 Prozent. Tesla hingegen liegt mit 17,2 Prozent deutlich vor Mercedes-Benz (13,8 Prozent), BMW (9,9 Prozent) und dem Gesamtdurchschnitt.
Ein letzter Grund für die erneute Preissenkung ist mit Sicherheit auch der erhöhte Absatz im ersten Quartal 2023. Nach eigenen Angaben hat Tesla in diesem Zeitraum 422.875 Autos verkauft. Das sind vier Prozent mehr gegenüber dem Vorquartal und sogar 36 Prozent mehr als noch vor einem Jahr. Somit erzielte der Autobauer einen persönlichen Auslieferungsrekord. Da die Absatzziele damit erreicht wurden, ist der erneute Preisnachlass ein logischer Schritt.
Preisentwicklung Elektroauto: Markt in Zugzwang
Apropos Konkurrenz und E-Auto Markt – was sagen die eigentlich dazu? Bislang waren Preise für E-Autos aus gleichen Klassen recht ähnlich. Nun hat Tesla mit den Preisnachlässen einen erheblichen Vorteil erspielt: Gleiche oder gar bessere Leistung und Ausstattung für weniger Geld! Günstige E-Autos wie zum Beispiel ist ein VW ID.3 in der Grundausstattung ab ca. 44.000 Euro erhältlich und die kann definitiv nicht mit Leistung und Reichweite eines Tesla Model 3 mithalten. Hersteller sind in Zugzwang und müssen überlegen, wie sie reagieren:
- Tesla-Konkurrent Ford senkte den Preis für seinen Mustang Mach-E um 5.900 Dollar.
- Im Januar wollte VW laut Konzernspitze Oliver Blume die Preise seiner E-Autos nicht anpassen. Doch jetzt sinken auch die Einstiegspreise für den ID.3 und ID.4 auf unter 40.000 Euro.
Aber was nicht ist, kann noch werden. Zukünftig wollen immer mehr elektrische Fahrzeuge und Marken mitmischen. Durch die Preissenkung unter die kritischen 40.000 Euro positioniert sich Tesla bereits heute so, dass die Gruppe von Tesla-Interessierten deutlich wächst. Zumal Model 3 und Y im Jahr 2022 bereits die beiden beliebtesten E-Autos in Europa waren. Mit diesen Tesla-Modellen war die Elektromobilität in 2021 im breiten Massenmarkt angekommen, worauf auch konventionelle Autohersteller begonnen hatten, Elektroautos anzubieten. Diese jedoch immer zu Preisen oberhalb ihrer Verbrenner-Modelle. Ob sich dies nun ändern wird, werden wir sicher miterleben.
Um wettbewerbsfähig zu bleiben, kommt nun kein Hersteller mehr drum rum, Elektroautos zu bauen. Und das ist durch dessen Vorreiterrolle zum größten Teil Teslas Verdienst. Aber es geht noch weiter.
Stichwort: Lieferzeiten
Tesla liefert ein Model 3 für unter 40.000 Euro und ein Model Y für unter 45.000 Euro in zwei bis fünf Wochen aus. Grund dafür ist die Make-to-Stock Philosophie. Fahrzeuge werden vorproduziert und ab Lager verkauft, nicht auf Bestellung mit hoher Individualisierung produziert. Vorproduzierte Neuwagen aus dem Tesla-Bestand kann man sogar schon morgen haben. Andere Hersteller können mit ihren Lieferzeiten von ein bis zwei Jahren für ein 50.000+ Euro Fahrzeug nicht mithalten. Es bleiben also nicht viele Optionen.
Side Fact:
Die neuen Tesla-Preise und Lieferzeiten beeinflussen auch den Gebrauchtwagenmarkt: War ein Model 3 bis vor Kurzem auch gebraucht nicht unter dem Neupreis zu bekommen, so findet man junge gebrauchte Model 3 inzwischen schon ab 33.000 Euro.
Tesla als Dienstwagen für nur 70 Euro im Monat
Besonders vorteilhaft ist aufgrund der steuerlichen Förderung ein Elektroauto als privat genutzter Firmenwagen. Denn als Dienstwagen fährt man ein Tesla Model 3 inklusive aller Kosten – die der Arbeitgeber übernimmt – für nur 70 Euro im Monat. Erhält man ein Standard Model 3 zusätzlich zum Gehalt, so fallen an privaten Kosten für das Fahrzeug – inklusive Versicherung, Strom und allen Reparaturen – nur die Steuern für den sogenannten „Geldwerten Vorteil“ in Höhe von ca. 135 Euro an. Diese bedeuten etwa 70 Euro weniger netto Auszahlung auf dem Konto.
Mehr dazu in unserem Artikel „Elektroauto als Dienstwagen“