Lastmanagement für Wallbox: Wenn mehrere E-Autos laden
Felix Bahr
Elektromobilität boomt und immer mehr Fahrzeughalter von E-Autos möchten diese laden. Dieser Fakt führt folgerichtig dazu, dass das Wachstum der Stromnachfrage steigt. Die Befürchtung, dass nicht genug Strom verfügbar ist, ist unbegründet. Dieser Energiebedarf von Millionen E-Autos wird daher in naher Zukunft nicht unmittelbar ansteigen und somit auch für keine Engpässe bei der Stromversorgung sorgen. Dennoch führt die steigende Nachfrage an Energie dazu, diese effizient zu steuern. Hier setzt das Lastmanagement an, um das Laden, vor allem mit Wallboxen in Mehrfamilienhäusern, effizient zu gestalten. Was dahinter steckt, wie es funktioniert und welche Vorteile es hat, erfahren Sie in diesem Artikel.
Was ist Lastmanagement?
Lastmanagement bezeichnet die Steuerung und Verteilung von Strom während des Ladenvorgangs – insbesondere, wenn mehrere Elektrofahrzeuge gleichzeitig laden wollen. Nehmen wir beispielsweise einen Ladepark oder ein Parkhaus mit vielen Wallboxen. Wenn jede Ladestation belegt ist und jedes E-Auto mit voller Leistung laden möchte, kann dies zur Überlastung des Stromnetzes führen. Lastmanagement überwacht diesen Vorgang und sorgt dafür, dass die gesamte verfügbare Leistung effizient und sicher auf die angeschlossenen Fahrzeuge verteilt wird. Es berücksichtigt dabei die Bedürfnisse jedes einzelnen Fahrzeugs und sorgt dafür, dass die Gesamtkapazität des Stromnetzes nicht überschritten wird.
Lastmanagement sorgt somit für ein reibungslosen und sicheren Ladevorgang für den Elektroauto-Besitzer. Das Hauptziel ist es, den verfügbaren Strom optimal zu nutzen und teure Lastspitzen zu vermeiden.
Wie funktioniert Lastmanagement?
Eine Wallbox ist dafür da, dass man sein Elektroauto schnell und sicher zuhause laden kann. Teilt man sich beispielsweise im Mehrfamilienhaus mehrere Wallboxen mit den Nachbarn, wird Lastmanagement besonders wichtig. Es gibt drei Varianten von Lastmanagement, die unterschiedlich funktionieren:
- Statisches Lastmanagement = jeder Ladepunkt bekommt die gleiche Last
- Dynamisches Lastmanagement = Last wird in Abhängigkeit des verfügbaren Stroms an Ladepunkte verteilt
- Fahrplanbasiertes Lastmanagement = ausgewählte Fahrzeuge werden beim Laden priorisiert
Statisches Lastmanagement
Statisches Lastmanagement ist eine der Grundformen des Lastmanagements beim Laden von Elektrofahrzeugen. Bei dieser Methode wird die gesamte verfügbare Leistung am Standort gleichmäßig auf die vorhandenen Ladepunkte verteilt. Das bedeutet, dass unabhängig von der Anzahl der aktuell ladenden Fahrzeuge oder ihrem individuellen Ladebedarf jedem Ladepunkt die gleiche Menge an Energie zugewiesen wird.
Das Besondere am statischen Lastmanagement ist seine Einfachheit und Vorhersehbarkeit. Es gibt eine festgelegte Obergrenze für den maximalen Strombezug, die sich an der Netzkapazität orientiert. Diese Obergrenze stellt sicher, dass das Stromnetz nicht überlastet wird, unabhängig davon, wie viele Fahrzeuge gleichzeitig geladen werden. In der Praxis bedeutet dies: wenn beispielsweise die maximale Kapazität einer Wallbox mit zwei Ladepunkten 22 kW beträgt, wird jedem Fahrzeug eine Leistung von 11 kW zugewiesen. Bei Ladeparks, in denen mehrere Ladestationen an einer Leitung hängen, wird der Strom ebenfalls gleichmäßig (meist) auf vier Ladepunkte verteilt.
Vorteile von statischem Lastmanagement
- Verteilung: Die Leistung der Ladestation wird gleichmäßig auf die vorhandenen Ladepunkte aufgeteilt.
- Ladeleistung: Es gibt keine Unterschiede in der Leistung zwischen den einzelnen Ladepunkten.
- Implementierung: Im Vergleich zum dynamischen Lastmanagement benötigt die Installation weniger zusätzliches Equipment und ist weniger kostspielig.
Dynamisches Lastmanagement
Dieser Ansatz passt die Ladeleistung dynamisch an, basierend auf dem aktuellen Stromverbrauch im Gebäude oder je nach Tageszeit. Dabei werden sämtliche elektrische Verbraucher berücksichtigt, um die aktuell mögliche Ladeleistung zu bestimmen. Dies eignet sich besonders für gewerbliche Immobilien und großen Wohnanlagen oder für Mehrfamilienhäuser, in denen die zur Verfügung stehende Anschlussleistung limitiert ist.
Ein Beispiel:
Ein Unternehmen hat eine Anschlussleistung mit maximal 140 kW. Davon werden tagsüber 80 kW für den Betrieb von Maschinen gebraucht. Die restlichen 60 kW stehen in dieser Zeit den Ladestationen auf dem Betriebsgelände zur Verfügung. Das Lastmanagement richtet sich nach dem Gebäudeverbrauch. Die verfügbare Energie ist nicht mehr fix, sondern variabel und wird dynamisch aufgeteilt – je nachdem, wie viel Strom zur Verfügung steht und wie viele Fahrzeuge laden. Meist wird hierfür ein Smartmeter genutzt, dass den Verbrauch live überwacht. Sobald dieser im Gebäude sinkt, ist automatisch mehr Strom zum Laden verfügbar.
Vorteile von dynamischem Lastmanagement
- Anpassungsfähigkeit: Die verfügbare Menge an Energie variiert je nach Gebäude oder Tageszeit – insbesondere, wenn der Energieverbrauch zu bestimmten Zeiten sinkt.
- Integration: Das dynamische Lastmanagement stellt sicher, dass der Ladevorgang optimal in das Stromnetz integriert wird und so Überlastungen vermeidet.
- Koordination: Ladevorgänge werden automatisch koordiniert, wodurch kein zusätzlicher Verwaltungsaufwand entsteht.
Fahrplanbasiertes Lastmanagement
Als letztes noch das fahrplanbasierte Lastmanagement. Hierbei wird das Aufladen der Fahrzeuge nach einem festgelegten Plan durchgeführt, wobei der Energiebedarf der einzelnen E-Autos und ihre Ladeleistung berücksichtigt werden. Besonders interessant: Jedes E-Fahrzeug kann nach individuellen Präferenzen geladen werden. Das heißt, man kann auf den Ladevorgang spontan reagieren, wenn beispielsweise ein Auto schnell wieder fahrbereit sein muss, während ein anderes erst morgen wieder zum Einsatz kommt. So ist die Verfügbarkeit bestimmter Fahrzeuge stets gewährleistet.
Wallbox im Mehrfamilienhaus: Besondere Anforderungen
Der Einbau und Betrieb von Wallboxen in Mehrfamilienhäusern stellt eine besondere Herausforderung dar. Im Gegensatz zu Einzelhäusern, in denen in der Regel nur ein oder zwei Fahrzeuge geladen werden müssen, kann es in Mehrfamilienhäusern mehrere Elektrofahrzeuge geben, die gleichzeitig geladen werden wollen. Dies kann zu einem erheblichen Strombedarf führen, der die Kapazität des vorhandenen Stromnetzes des Gebäudes übersteigt. Zudem sind die Parkmöglichkeiten in Mehrfamilienhäusern oft begrenzt, was die Platzierung und den Zugang zu den Wallboxen erschwert. Hinzu kommt, dass die Installation mehrerer Wallboxen eine umfangreiche Elektroinstallation erfordert, die nicht nur teuer, sondern auch zeitaufwendig sein kann.
Warum ist eine Wallbox mit Lastmanagement im Mehrfamilienhaus wichtig?
Auch im Mehrfamilienhaus sorgt das Wallbox Lastmanagement dafür, dass die verfügbare elektrische Leistung intelligent auf die verschiedenen Ladepunkte verteilt wird. Sobald mehrere Fahrzeuge gleichzeitig laden, stellt das Lastmanagement sicher, dass jedes Fahrzeug mit der optimalen Leistung geladen wird, ohne das Stromnetz des Gebäudes zu überlasten.
Wie profitiert ein Mehrfamilienhaus von dynamischem Lastmanagement?
Ein Mehrfamilienhaus profitiert von dynamischem Lastmanagement, da es eine flexible und effiziente Nutzung des verfügbaren Stroms ermöglicht – insbesondere während Zeiten geringeren Stromverbrauchs wie nachts. Dies verhindert nicht nur teure Netz-Upgrades, sondern stellt auch sicher, dass alle Fahrzeuge zuverlässig geladen werden.
Sie besitzen noch keine Wallbox oder können aus diversen Gründen keine eigene Wallbox errichten? In unserem passenden Artikel erfahren Sie, wie Sie Ihr E-Auto ohne Wallbox zuhause laden können. Spoiler: Viele Ladevorgänge können Sie auch bequem unterwegs oder am Arbeitsplatz durchführen.
Wallbox im Mehrfamilienhaus: Was gilt für Mieter?
Grundsätzlich hat jeder das Recht auf eine eigene Lademöglichkeit in Form einer Wallbox – unabhängig davon, ob man Mieter oder Eigentümer ist. Der Wohnungseigentümer kann zwar kein generelles Veto einlegen, hat jedoch Mitspracherecht bei der Umsetzung der Baumaßnahmen. Bei Mehrfamilienhäusern ist ein Lastmanagement sinnvoll, um den Stromanschluss nicht zu überlasten.
Sie und Ihre Nachbarn wollen in der Tiefgarage Ihres Mehrfamilienhauses Ladepunkte installierten und haben bereits die Erlaubnis des Vermieters? Dann sollten Sie folgende Aspekte berücksichtigen:
- Vor der Installation muss jede Wallbox beim Netzbetreiber angemeldet werden. Wenn die Ladeleistung über 11 kW liegt, muss sie zusätzlich vom Netzbetreiber genehmigt werden.
- Die Installation einer Wallbox muss von einer Fachkraft durchgeführt werden, da es sich um Starkstrom handelt und Laien ein hohes Risiko eingehen würden.
Side Fact:
Die Installation in einem Mehrfamilienhaus ist ähnlich wie in einem Einfamilienhaus, wobei alle Beteiligten eingeweiht sein sollten. Es kann notwendig sein, einen separaten Stromzähler zu installieren und Kabel, Schutzschalter und Sicherungen zu verlegen. Die Kosten tragen in der Regel die beteiligten Mieter.
Leichter zur Wallbox im Mehrfamilienhaus durch WEMoG
Dank des Gesetzes zur Modernisierung von Wohneigentum (WEMoG) können Vermieter und die Eigentümerversammlung den Einbau einer Wallbox nicht mehr grundlos ablehnen. Jeder hat das Recht auf eine private Lademöglichkeit, ob als Mieter oder als Teil einer Wohnungseigentümergemeinschaft. Auch für Eigentümer besteht das Recht auf den Einbau einer Wallbox. Die Eigentümergemeinschaft kann den Einbau nicht mehr verbieten, hat jedoch Mitspracherecht bei der Umsetzung.
Stromkostenabrechnung: Es gibt verschiedene Modelle zur Abrechnung der Stromkosten für die Wallbox, z. B. über den Wohnungs- und Hausstromzähler oder über spezielle Autostromtarife.
Wallboxen mit Lastmanagement
Lastmanagement ist immer vom Wallbox-Hersteller abhängig. Schließlich muss die Wallbox verstehen, wie viel Leistung verfügbar ist, um den Ladestrom entsprechend zu regeln. Viele Besitzer von Elektroautos sind umweltbewusst und interessieren sich für die Nachhaltigkeit ihres Ladeprozesses. Das Lastmanagement kann daher auch so gestaltet werden, dass erneuerbare Energiequellen bevorzugt genutzt werden, um Umweltauswirkungen zu minimieren.
Alternativ kann man die Wallbox auch statisch auf den Maximalstrom auslegen und auf eine bestimmten Maximalleistung einstellen (per Software oder Verkabelung). Hier ein paar ausgewählte Modelle, die Lastmanagement ermöglichen:
Wallbox |
dynamisch |
statisch |
Preis |
✅ |
✅ |
ab 1.150 Euro |
|
❌ |
✅ |
ab 600 Euro |
|
✅ |
✅ |
ab 320 Euro (zum Angebot) |
Fazit: Wallbox mit Lastmanagement
Die Wahl des richtigen Lastmanagements hängt von individuellen Anforderungen und Gegebenheiten ab. Bei der Entscheidung sollten Sie sowohl die Anzahl der zu ladenden Fahrzeuge als auch die verfügbare Netzkapazität berücksichtigen. In Umgebungen mit vielen gleichzeitig ladenden Fahrzeugen wie Mehrfamilienhäusern oder Firmenparkplätzen, ist ein effizientes Lastmanagement unerlässlich. Statisches Lastmanagement bietet eine einfache und gleichmäßige Verteilung der Ladeleistung, während dynamisches Lastmanagement Flexibilität bei variierendem Stromverbrauch bietet. Wer individuelle Ladebedürfnisse berücksichtigen möchte, sollte das fahrplanbasierte Lastmanagement in Erwägung ziehen.
Abschließend lässt sich sagen, dass das Lastmanagement von Wallboxen in Mehrfamilienhäusern nicht nur für ein reibungsloses Ladeerlebnis sorgt, sondern auch dazu beiträgt, den verfügbaren Strom optimal zu nutzen und teure Lastspitzen zu vermeiden. Es ist ein essenzieller Baustein, um die wachsende Anzahl von Elektrofahrzeugen effizient und sicher zu laden.